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Nachdem es den Westeuropäern durch das sogenannte Wunder an der Marne gelungen war, die deutsche Anfangsoffensive zu stoppen, entwickelte sich der Erste Weltkrieg an der Westfront zum Stellungskrieg. In diesem Grabenkrieg war der Angreifer grundsätzlich im Nachteil. Er mußte im Gegensatz zum Verteidiger beim Angriff den schützenden Graben verlassen und sich ungeschützt dem vernichtenden Feuer der gegnerischen Maschinengewehre aussetzen. Und selbst wenn er seinen Schützengraben lebend verlassen konnte, blieb er nicht selten im Stacheldrahtverhau vor den Gräben der Verteidiger hängen. So erreichten nur die wenigsten die Gräben des Gegners, um hier den Kampf Mann gegen Mann aufzunehmen.
Die Deutschen, vor allem aber die materiell überlegenen Westeuropäer suchten im Trommelfeuer die Lösung. Mit einem immensen materiellen Aufwand wurde versucht, alles Leben vor den eigenen Schützengräben zu vernichten. In der Regel blieben jedoch dem Gegner trotzdem genügend Maschinengewehre und sie bedienende Soldaten übrig, um beim Sturmangriff auf die Angreifer schießen zu können. Zudem hatte das Trommelfeuer zwei Nachteile. Zum einen warnte es den Gegner vor dem bevorstehenden Sturmangriff und versetzte ihn in die Lage, gerade an dieser Stelle Soldaten und Material zur Verteidigung zu konzentrieren. Zum anderen erschwerten die Explosionskrater, die Trichter, dem Angreifer das Vorankommen.
Die Lösung bestand im Panzer. im Idealfall konnten ihm die MG-Garben nichts anhaben und war er in der Lage, Hindernisse wie Stacheldrahtverhaue und Gräben entweder zu zerstören oder zu überwinden. 1886 war das Automobil erfunden worden, und schon vor dem Ersten Weltkrieg waren für das Militär Autos gebaut worden, die gepanzert und bewaffnet waren. Diese waren jedoch nicht geländegängig genug für das Schlachtfeld. Auch gab es in den Streitkräften schon Fahrzeuge mit Kettenantrieb. Diese Raupenschlepper wurden zum Ziehen schwererer Geschütze genutzt. Die Erfindung des Panzers bestand nun darin, diesen Kettenantrieb mit der Panzerung und Armierung der Panzerkraftwagen zu kombinieren.
Der erste an der Front eingesetzte Panzer war der britische "Mark I". Für das Überwinden breiter Gräben und hoher Hindernisse wurden eine lange Auflagefläche und eine große Greifhöhe der Gleisketten erstrebt. Dieses führte zu der für den "Mark" so markanten Kettenführung über die ganze Seite des Fahrzeuges. Typisch für den "Mark I" ist das nachgezogene Radpaar, das die Steuerung mittels der Gleisketten unterstützen sollte. Hierauf verzichtete man bei den nachfolgenden "Mark"-Generationen.
Statt eines Panzerturms besaß der "Mark" an den Seitenwänden sogenannte Geschützerker. Die Bewaffnung war unterschiedlich. Die sogenannten weiblichen Typen waren nur mit Maschinengewehren ausgestattet und die sogenannten männlichen zusätzlich mit Geschützen. Die "männlichen" Panzer sollten mit ihren Kanonen den Feind aus seinen Gräben jagen und die "weiblichen" sollten die dann ungeschützten Soldaten anschließend mit ihren MG niedermähen.
Nach Gelände- und Schießübungen erteilte der britische Rüstungsminister Lloyd George einen ersten Auftrag zur Serienproduktion. Bis zum Dezember des Jahres erhielt das Expeditionskorps in Frankreich je 75 "männliche" und "weibliche" Exemplare der 28 Tonnen schweren sowie acht Meter langen und vier Meter breiten Ungetüme, die für jeweils acht Mann Besatzung ausgelegt waren.
Ähnlich wie später die deutsche Panzerlegende Heinz Guderian hatte bereits damals der britische Pionier der Panzerwaffe Ernest D. Swinton gefordert, statt zu kleckern zu klotzen. Die anglo-französische Somme-Offensive ließ sich jedoch nicht so erfolgreich an wie gehofft, und deshalb wollte man mit dem Panzereinsatz nicht solange warten, bis eine größere Stückzahl zur Verfügung stand. So verpuffte am 15. September 1916 der Überrumpelungseffekt. Die insgesamt 49 Panzer wurden in Gruppen zu je zwei oder drei auf die Infanterieeinheiten aufgeteilt. 17 fielen schon beim Marsch in die Ausgangsstellungen aus. Neun blieben beim Verlassen dieser liegen. Weitere neun konnten erst verspätet anfahren. Von den verbleibenden 14 angreifenden Panzern wurden fünf durch gegnerisches Feuer, insbesondere der Artillerie, außer Gefecht gesetzt. Die verbleibenden neun Panzer genügten jedoch, um die Überlegenheit der neuen Waffe zumindest soweit offenkundig werden zu lassen, daß ihr Wert für die Überwindung des Stellungskrieges wenigstens auf Seiten der Entente erkannt wurde. |
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