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Ein Land, das seine Jugend ziehen läßt, gibt sich selbst auf. Deutschland erlebt derzeit die größte Auswanderungswelle seit 122 Jahren. Im vergangenen Jahr haben 160000 vorwiegend junge Deutsche ihr Glück im Ausland gesucht - soweit die Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Der Historiker Klaus Bade, der in Osnabrück das "Institut für Migrationsforschung" gegründet hat, rechnet die Zahl der Auswanderer auf 250000 hoch; die amtliche Zählung erfaßt nur Menschen, die sich ordnungsgemäß abmelden.
Bade schlägt Alarm: "Gerade die Besten gehen." Unter den Auswanderern sind auffallend viele gut und teuer ausgebildete Jungakademiker. Die Forschungsbedingungen für wissenschaftliche Talente gelten in den USA als besonders gut, deutsche Ärzte liebäugeln mit den besseren Verdienstmöglichkeiten in der Schweiz.
Am meisten ins Gewicht fallen die Auswanderer mit gewerblichen Berufen; inzwischen arbeiten in Österreich mehr deutsche als türkische Gastarbeiter: fast 53000. In der Tourismus-Branche finden die jungen Deutschen schnell Arbeit, aber auch auf Baustellen. Sie gelten als höflich, fleißig und gut ausgebildet.
Bade nennt dies eine "migratorisch suizidale Situation", auf Deutsch gesagt : "Unser Land blutet aus." Vor allem, wenn man die gerade noch 688000 Geburten im Jahr 2005 gegen die Zahl von 250000 Auswanderern stellt. Vs |
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