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Es war eine Art Gespensterstunde am Stammtisch im Deutschen Haus, als man sich erinnerte: es ist gerade 15 Jahre her, seit "die Hymnen beider deutscher Staaten" vor dem Amtssitz des Bundeskanzlers in Bonn erklangen und Helmut Kohl mit Erich Honecker die Ehrenformation der Bundeswehr abschritt.
Stattete doch vom 7. bis 15. September 1987 der DDR-Staatsratsvorsitzende der Bundesrepublik Deutschland einen offiziellen Besuch ab. Honecker hatte dieses Ereignis lange angestrebt und dafür viele willige Helfer in Politik und Medien der "BRD" gefunden.
So war schon im Dezember 1985 der niedersächsische SPD-Spitzenkandidat Gerhard Schröder von Parteichef Honecker empfangen worden. Schröder hatte sich dabei für dessen Forderungen nach Respektierung der "DDR-Staatsbürgerschaft" und Auflösung der Zentralen Erfassungsstelle in Salzgitter ausgesprochen. Der Stammtisch erinnert sich, daß diese Behörde allein 1985 2.600 Gewaltakte der DDR registriert hatte ...
Nahezu alle westdeutschen Politiker wollten damals "die Politik des Dialogs und der Zusammenarbeit fortsetzen", wie es Kanzleramtsminister Wolfgang Schäuble formulierte. In Moskau hingegen fragte man sich im Gefolge des Perestroika-Machers Gorbatschow, was in diese Deutschen gefahren war: Der Schmusekurs mit der DDR und Kohls peinlicher Vergleich der PR-Arbeit Gorbatschows mit der von Goebbels waren nicht auf der Höhe der Zeit.
Der Stammtisch meinte, es sei ein Glück, daß das Volk zwischen Rügen und Thüringer Wald schließlich die deutsche Sache selbst in die Hand genommen hat. Wer weiß, wie es sonst heute, 15 Jahre später, in Europa aussähe . |
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