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EU-Wettbewerbskommission: Buchpreisbindung bleibt erhalten

 
     
 
Die Freunde kleiner, vollgestopfter Buchläden können aufatmen: Die Buchpreisbindung fällt nicht. Der Wettbewerbskommissar der EU, Monti, hat sich positiv über den Kompromißvorschlag der Mitglieder Deutschland und Österreich geäußert. Das bedeutet Rettung für die spannende und vielfältige Wühltischatmosphäre der kleinen und mittleren Buchhandlungen.

Seit einigen Jahren ringt der Börsenverein des Deutschen Buchhandels
um einen der wenigen verbliebenen Wirtschaftsbereiche, in denen eine konsequente Preisregelung die schwächeren Anbieter vor den finanzkräftigen schützt: In Deutschland und Österreich darf kein Buch unter dem vom Verlag festgesetzten Preis verkauft werden. Für Großketten wie Kaufhof oder Horten wäre es verlockend, den 73. Roman von Rosamunde Pilcher in riesigen Mengen zu niedrigen Preisen anzubieten. Aber auch kleine Buchläden leben von den Bestsellern. Reiseführer und die fünfzig, sechzig gängigsten Romane machen oft über die Hälfte eines Umsatzes aus. Wirklich wichtig für den Bücherfreund ist jedoch das, was ein Buchladen neben der Massenware anzubieten hat: Da gibt es Spezialisten für Lyrik, Händler, die vor allem Heimatautoren führen, andere, die sich auf eine bestimmte politische Richtung festlegen. Entscheidend ist: Der Kunde weiß, wo er die Auswahl findet, die ihn interessiert. Hier kann er blättern, schmökern, zur Ansicht bestellen und das Buch in Händen halten, bevor er sich zum Kauf entschließt.

An solchen Kunden verdient der Buchhändler nicht viel, aber sie machen ihm Spaß und erfüllen ihn in seinem Beruf. Das Geld kommt – wie gesagt – über wenige Renner. Fallen diese Bestseller aus, weil große Ketten günstiger anbieten, kann sich der Buchhandel nicht mehr halten. Das Angebot dünnt aus, die Fachberatung verliert an Vielfalt und Qualität, das Buch, das immer mehr ist als Ware, wird neben anderen Sonderangeboten plaziert.

Eine solche Ausdünnung hätte Folgen auch für das Verlagswesen. Kleine Verlage mit spezialisiertem Programm leben davon, daß wenigstens eine annehmbare Anzahl an Büchern ihres Programms in den Buchläden verkauft werden. Kein Kaufhof wird die Bücher gerade der konservativen Kleinverlage ausstellen und anbieten. Auch hier würde der Umsatzverlust zu Pleiten und damit zu ei- ner Verengung des Angebots führen.

Nun also haben Österreich und Deutschland getrennte Vorschläge zur künftigen Regelung eingereicht. So will es das Wettbewerbsrecht, das Einzelvereinbarungen zweier Staaten innerhalb der Gemeinschaft nicht duldet. Die beiden Vorschläge sind jedoch auf einander abgestimmt und verhindern geschickt ein zwischenstaatliches Umgehen der nationalen Buchpreisbindung. Auch zukünftig kann niemand den deutschen Markt von Österreich aus billiger beliefern. Das ist ein Sieg der Vielfalt gegen die Vereinheitlichungstendenzen des freien Marktes und eine Einsicht dahingehend, daß ein Buch etwas anderes ist als eine Dose Autolack. Kurt Wolf

 
     
     
 
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