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EU rechnet schön

 
     
 
Spätestens seit Erfindung der Relativitätstheorie weiß man, daß alles ziemlich relativ ist. Aber eigentlich hatte schon vorher jedes Ding mindestens zwei Seiten - warum also nicht auch die Arbeitslosigkeit? Dieser Tage kam die Meldung, in Österreich sei die Arbeitslosigkeit auf den Rekordwert von 9,1 Prozent gestiegen! Doch nach der schlechten gleich die gute Nachricht: Die 9,1 Prozent wurden nach der österreichischen Methode errechnet - nach der EU-Methode sind es nur 4,6 Prozent. Die EU beweist: Geteiltes Leid ist ziemlich exakt halbes Leid, selbst wenn man es sonst gar nicht hätte. Daher besteht auch kein Grund zur Panik, wenn Politiker "die Arbeitslosen halbieren" wollen: Eurostat erledigt es ganz unblutig.

Beim Vergleichen riskiert man zuweilen, als "gefährlicher Relativierer" vor Gericht gestellt zu werden. Aber Wirtschafts
daten zu vergleichen ist bislang erlaubt - und tatsächlich sehen die 4,6 Prozent im Vergleich noch viel besser aus: Denn nur Irland, die Niederlande und Luxemburg liegen um ein paar Zehntelprozentpunkte darunter, alle anderen sind darüber. Spanien hält mit 11,2 Prozent die Spitze - unangefochten, denn die Verfolger Frankreich und Deutschland hinken mit 9,5 und 9,2 Prozent deutlich nach. Für die gesamte EU werden acht Prozent genannt. Wieso aber sind es für die Euro-Zone 8,8 Prozent? Liegt es daran, daß die Euro-Zwangsjacke noch enger ist als das EU-Korsett und daß die Regierungen noch weniger Spielraum für konstruktive Wirtschaftspolitik haben?

Noch ein Blick nach Österreich, wo keineswegs alles lustig ist. Da gibt es eine bedrohlich steigende Arbeitslosigkeit von Akademikern. Klar, denn wenn etwa eine Wiener Baufirma früher ihre eigenen Statiker beschäftigte, so werden deren Aufgaben heute im nahen Preßburg erledigt - viel billiger. Gerade bei technischem und medizinischem Personal ist die EU-Erweiterung seit Jahren im Gange. Und dazu kommt ein kurioser Nebeneffekt der Studiengebühren, die von der ÖVP-FPÖ-Regierung eingeführt wurden: Man studiert schneller - und wird zum ungünstigsten Zeitpunkt fertig. Europaweit liegt die Jugend-

arbeitslosigkeit über dem Durchschnitt. Bei Kindern von Einwanderern ist sie aber noch höher. Warum? Die Multikulti-Irrlehre bewirkt nämlich, daß solche Jugendlichen weder die eine noch die andere Sprache beherrschen und daher oft nicht für Lehrberufe in Frage kommen!

Dabei sind die Arbeitslosenzahlen ohnehin geschönt. Zum Beispiel durch überlange Schul- und Studienzeiten. Oder durch "Schulungen" für Arbeitslose: Es entstehen Arbeitsplätze für Schulungspersonal, und wer die Schulbank drückt, drückt nicht die Statistik. Auch Pensionisten sind nicht arbeitslos - daher die Beliebtheit von Frühpensionierungen. Wenn man Bahn, Post oder Kommunalbetriebe privatisieren will, muß man zunächst den Happen für potentielle Käufer schmackhaft machen. Überzähliges Personal wird also vorzeitig pensioniert - amtsärztliche Atteste stellen kein unüberwindliches Hindernis dar.

Regierungen sind in einem gewissen Zwiespalt: Für daheim soll die Quote möglichst niedrig aussehen. In einem Umverteilungsverein ist es aber gar nicht so schlecht, schlecht dazustehen, denn um so eher gibt es Subventionen zu Lasten der Nettozahler. Nehmen wir den doppelten Spitzenreiter Spanien: Im Süden des Landes sind heute riesige Flächen mit Plastik überzogen. Darunter wird EU-subventionierte Plantagenwirtschaft betrieben. Und beschäftigt sind meist illegale Einwanderer, die ebenfalls unter Plastik hausen und ein paar Euro pro Tag verdienen. Wichtig zu wissen: Schwarzarbeit erhöht nicht das Sozialprodukt und folglich auch nicht die EU-Beiträge!

Und das leitet über zu den neuen EU-Mitgliedern: Im Durchschnitt beträgt die Arbeitslosenquote 14,1 Prozent, und Spitzenreiter Polen liegt bei 19,1 Prozent. Aber überall - selbst in Polen - gibt es unzählige illegale "Gastarbajteri"! Eben von noch weiter östlich und für Arbeiten, die den einheimischen Arbeitslosen zu minder sind.

Abschließend eine Preisfrage: Welcher "Synergieeffekt" errechnet sich aus den acht Prozent der "alten EU" und den 14,1 Prozent der Neu-Europäer? Als Trostpreis winkt eine kleine Vorreihung in der Schlange am Arbeitsamt. Prof. Dr. Küssner
 
     
     
 
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