A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z
     
 
     
 

Eher ausgeglichen als launisch

 
     
 
Offenbach – Der April genießt im allgemeinen nicht den besten Ruf. Launenhaftigkeit wird ihm nachgesagt und anderes mehr. Oft wird er seinem schlechten Image sogar gerecht. Jedoch in diesem Jahr zähmte er sich und machte einen eher ausgeglichenen Eindruck. Er brachte zwar neben frostiger Kälte Wärme und neben Regen auch Sonnenschein; doch diesmal hatte er seine Wechselhaftigkeit nicht für die Witterung vorgesehen.

Gleich am Anfang spendete er Ostdeutschland für etwas mehr als eine Woche eine überwiegend freundliche Witterung. Tiefausläufer führten milde Meeresluft heran, aber nur relative wenige Wolken und noch seltener Regen. Bereits am dritten Tag stiegen die Temperaturen bis zu 20 Grad, in Königsberg sogar auf 21 Grad. Auch an den anderen Tagen lagen die Maxima zwischen 10 und 18 Grad. Nachtfrost stellte sich nur ganz vereinzelt ein. So meldete Allenstein am 6. April früh minus 2,6 Grad. Sonst lagen die Minima zwischen 2 und 9 Grad.

Dann zeigte der April für etwa zwei Wochen seine kalte und unfreundliche Seite. Tiefs und Hochkeile hatten sich so gruppiert, daß mit einer aufkommenden nördlichen Strömung
zunehmend unangenehme Polarluft ins Land strömte. Zunächst näherten sich die Temperaturen nur vorsichtig der Nullmarke, und die Niederschläge fielen noch in flüssiger Form. Doch ab dem 11. April gab es wieder leichte Nachtfröste. Davon betroffen war vor allem das Binnenland.

Am nächsten Tag begann es zu schneien. Die Landschaft wurde für drei Tage wieder winterlich weiß. Die Decke war jedoch nur dünn und erreichte z. B. in Heydekrug eine maximale Höhe von drei Zentimetern. Tagsüber wurde sie naß, da Tauwetter herrschte. Die Temperaturen stiegen bis auf Werte von 4 und 9 Grad. Nur der Karsamstag, es war der 14. April, war mit einem Maximum von 1 Grad deutlich kühler. Dafür versöhnte das Osterfest etwas. An ihm zeigte sich nach frostigen Nächten manchmal die Sonne und erwärmte die Luft bis zu 10 Grad.

Von dieser naßkalten Witterung war nicht nur Ostdeutschland betroffen, sondern auch das ganze übrige Mitteleuropa und ganz Westeuropa. Sogar bis in den Raum von Sizilien und Tunesien war die Polarluft vorgestoßen.

Danach zeigte der April, daß er auch Angenehmes bieten kann, nämlich milde Frühlingsluft. Sie kam aus dem Mittelmeerraum und drang auf einem Umweg über die Ukraine bis zu den Haffs vor. Europa westlich davon mußte dagegen noch mit der naßkalten Luft zurecht kommen. Nun gehörten die Nachtfröste der Vergangenheit an. Die Minima lagen ab dem 21. April in dem Bereich, den zuvor die Höchsttemperaturen eingenommen hatten. Diese kletterten nach und nach bis zur 18-Grad-Marke. Einen Makel gab es dennoch: Da sich Tiefausläufer über dem Land tummelten, regnete es immer wieder einmal. Daneben gab es aber auch einige sonnige Stunden. Zum Abschluß spendierte der April mit einer Warmfront einen sommerlichen Tag. Trotz vieler Wolken stiegen die Temperaturen auf 25 Grad. Daß die Menschen in Memel bei 23 Grad und in Nidden bei 19 Grad noch nicht die volle Wärme genießen konnten, lag an dem eisigen Ostseewasser, das noch 5 Grad kalt war und die Luft auskühlte.

Wie in den vergangenen Jahren üblich, schloß auch der vergangene April mit einem Wärmeüberschuß ab. Am geringsten war dieser mit knapp 1 Grad in Memel, am auffälligsten mit 2 Grad in den östlichen und südlichen Heidegebieten. Das Temperaturmittel betrug dabei 6 bis 8 Grad. Die wenigsten Niederschläge fielen im Norden und Osten der Provinz. Sie summmierten sich z. B. in Memel auf 30 Millimeter. Damit erreichten sie nur 70 Prozent ihres Solls. Die Sonne schien 100 bis 150 Stunden. Das waren 20 bis 60 Stunden weniger als in einem normalen April. Am meisten vom Tagesgestirn profitierte wohl die Rominter Heide.

Die überwiegend angenehme Witterung im April hat die Entwicklung der Vegetation einen deutlichen Sprung nach vorne gebracht. Birken begannen zu grünen, Tulpen und Narzissen entfalteten in den Gärten ihre Blütenpracht und die Süßkirschen sprengten ihre ersten Knospen. Dazu erfüllte wundervoller Vogelgesang die Luft.

 
     
     
 
Diese Seite als Bookmark speichern:
 
     
     
     

     
 

Weitere empfehlenswerte Seiten:

Der Löwe am Brunnen

Stunde Null

Segeln in Masuren: Der Natur ganz nahe

 
 
Erhalten:
 

 

   
 
 
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
WISSEN48 | ÜBERBLICK | THEMEN | DAS PROJEKT | SUCHE | RECHTLICHE HINWEISE | IMPRESSUM
Copyright © 2010 All rights reserved. Wissensarchiv