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Sie galt zunächst als die Partei, die Gegnerschaft zur Abschaffung der D-Mark und der Einführung des Euro auf ihre Fahnen geschrieben hatte. Auch wurde sie als bayerische Besonderheit geführt, die auf regionaler Ebene den etablierten Parteien dieses süddeutschen Landes auf die Finger sah. Inzwischen hat sie sich zur Aufnahme eines bundesweit geführten Wahlkampfes entschlossen, wobei sie gute Chance besitzt, ein ihr vorläufig attestiertes Potential von 17 bis 25 Prozent ansprechen zu können. Neben Heiner Kappel , der erst unlängst von der F.D.P. zum Bund freier Bürger überwechselte, steht von Anfang an der Münchener Rechtsanwalt Manfred Brunner an der Spitze der Partei, der seine ersten politischen Sporen übrigens ebenfalls in der F.D. P. erwarb und zeitweilig in der EU eine hochrangige Position inne hatte. Das Interview mit Manfred Brunner führte Müller.
"Überholte Systeme", so haben Sie in Berlin gesagt, seien kurz vor ihrem Untergang besonders stark. Woran machen Sie die Stärke des gegenwärtigen Systems noch fest?
Die Stärke des gegenwärtigen Systems liegt in seiner medienmäßigen Unangefochtenheit. Allerdings wissen wir, daß die veröffentlichte Meinung nicht mehr die öffentliche Meinung ist. Die Stärke des gegenwärtigen Systems liegt auch in der Okkupation meinungsbildender Funktionen durch die etablierten Parteien. Allerdings wissen wir, daß es bei den jüngeren Menschen in Organisationen und Verbänden zunehmenden Widerstand gegen die parteinahe Vergabe von Vorstandsfunktionen gibt.
Sie selbst stellen sich dazu kontrastierend, nunmehr mit dem Bund Freier Bürger als "Partei des neuen Idealismus" vor. Was verstehen Sie darunter und wie könnte eine durch geistige Werte bestimmte Gesinnung auf das neue Deutschland einwirken?
Die politische Todsünde Kohls ist, daß er die von ihm selbst geforderte "geistig-moralische Wende" nicht eingeleitet hat. Wir wollen einer verrotteten und geldgierigen Pseudo-Elite Menschen entgegenstellen, die an Ideale glauben und für diese Ideale Opfer bringen wollen. In allen Menschen schlummern idealistische Züge, findet sich die Bereitschaft zur Begeisterung. Es genügen Wenige, die beweisen, daß dies nicht unzeitgemäß ist.
Das neue Deutschland meint im Gegensatz zur Bonner Republik die werdende Berliner Republik. Was wird von Ihrer Partei her geschehen, um auf diesen Prozeß fördernd einzuwirken?
Die Bonner Republik ist zunächst einmal nichts Schlechtes. Das ist nicht Kohl, das sind Heuss und Adenauer, Erhard, Schuhmacher und Dehler. Aber die Wiedervereinigung rückt Deutschland wieder in die Mitte Europas. Das erfordert eine Politik, die deutsche Interessen umzuformulieren vermag. Das ist übrigens auch die Voraussetzung für das Europa der Vaterländer schlechthin.
Nachdem wir oben von dem gegenwärtig noch bestehenden Stärken des alten Systems gesprochen haben, wollen wir nun über dessen Schwachstellen reden. Staatsverschuldung, Arbeits
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