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Münchens amtierender Oberbürgermeister Christian Ude hat den ihm vom Münchner Günter Hagner unterbreiteten Vorschlag, die deutsche Trümmerfrau in der Stadt mit einem Denkmal zu ehren, abgelehnt. Erschreckender und desillusionierender noch als diese Ablehnung ist deren Begründung. So versteckt sich der SPD-Politiker hinter dem Ältestenrat des Stadtrates, der ebenfalls die Ansicht vertrete, daß "die Wiederaufbaugeneration nicht undifferenziert geehrt werden" solle. Diese Argumentation ist an den Haaren herbeigezogen, da bisher wohl noch bei keinem anderen für eine Person oder eine Personengruppe gesetzten Denkmal vorher überprüft worden ist, ob die gesamte Generation des oder der Geehrten eine undifferenzierte Ehrung verdiene.
Viel erschreckender ist jedoch der Geist, der sich hinter dieser Begründung auftut. Eine derartige offene Distanzierung eines Regierungschefs von seinen Wählern beziehungsweise deren Eltern oder Großeltern dürfte wohl nur in der deutschen Demokratie möglich und denkbar sein.
Außer um den demokratischen Charakter läßt einen eine solche Argumentation aber auch um die Wirtschaftskraft unseres Staates bangen. Mit seiner Mißachtung der Wiederaufbauleistung einschließlich der damit verbundenen Opfer und Entbehrungen erweist sich Ude als ein typischer Vertreter der 68er Generation.
Am 26. Oktober 1947 geboren, dürfte er kaum noch prägende Erinnerungen an die Trümmerbeseitigung haben. Seine Jugend fällt bereits in die Zeit des Wirtschaftswunders. Als Willy Brandt regierte und den Staatsapparat aufblähte, war Ude im besten Berufseintrittsalter für den Führungsnachwuchs. Tausende von Altersgenossen Udes fanden in dieser Zeit nicht unbedingt Arbeit, aber lukrative Planstellen im Universitäts-, Schul- und Staatsverwaltungsbetrieb. Für diese Generation ist der (noch) vorhandene Wohlstand in der Bundesrepublik nicht das Ergebnis einer wohl beispiellosen Selbstausbeutung einer Wiederaufbaugeneration, sondern der Normalfall. Diese Nachkriegsgeneration ist jetzt zunehmend an die Schaltstellen der Macht gerückt, und man fragt sich bange, wie diese Schönwetterpolitiker mit den nicht zuletzt aufgrund ihrer Politik anwachsenden Krisen fertigwerden sollen. A. Liedfeger |
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