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Ganz nah bei der Bonner Universität steht das Collegium Albertinum, ein mächtiger Bau aus dunkelroten Backsteinen. Mit zum Teil gotischen Fenstern erinnert er an die Marienburg an der Nogat. Und so wollte es sein Bauherr Philippus Krementz, ab 1885 Erzbischof von Köln, nach dem Erwerb des Grundstücks 1889. 18 Jahre lang hatte der gebürtige Koblenzer vorher in Frauenburg als Bischof von Ermland residiert.
In der Festschrift zur Wiedereröffnung des renovierten Albertinums von 1989 heißt es: "Bei der Bauplanung hatte sich Erzbischof Krementz persönlich stark engagiert und seine Vorstellungen von ermländischer Backsteingotik in die Überlegungen eingebracht. In diesem Zusammenhang wird erzählt, Krementz habe dabei die Idee einer Burg am Rhein vorgeschwebt, ähnlich der berühmten Marienburg des Deutschen Ordens an der Nogat in Westpreußen".
Krementz (1819-1899) wurde am 22. Oktober 1867 vom Frauenburger Domkapitel zum Bischof gewählt. Hinter dieser Wahl sollen einflußreiche Kreise am Berliner Hof wie bei der preußischen Regierung gestanden haben. Krementz wurden gute Beziehungen zu Königin Augusta nachgesagt. Geweiht wurde er vom Kölner Erzbischof Paulus Melchers und dem berühmten Sozialbischof Wilhelm Emanuel Freiherr von Ketteler aus Mainz.
Im Ermland kümmerte sich der neue Bischof vor allem um die würdige Gestaltung der Gottesdienste, gab ein neues Diözesangesangbuch heraus und gründete den Cäcilienverein im Ermland. Nicht zuletzt kümmerte er sich um die Förderung der Maiandacht. Krementz gehörte zu den 54 Bischöfen, die wegen des anstehenden Unfehlbarkeitsdogmas das erste Vatikanische Konzil vorzeitig verließen. Als es jedoch verkündet worden war, setzte er dessen Anerkennung im Ermland tatkräftig um. Er stieß dabei vor allem auf den Widerstand von fünf ermländischen Priestern im Braunsberger Seminar. Die von ihm verhängten Strafen sollen mit zur Auslösung des Kulturkampfes beigetragen haben. Krementz wurde zwar nicht verhaftet, jedoch mit Geldstrafen belegt.
Der Rheinländer hatte das Ermland so lieb gewonnen, daß er sich zunächst sträubte, als Erzbischof nach Köln zu gehen. Dort wurde er mit Problemen konfrontiert, die sein Vorgänger nicht hatte lösen können. Der Bonner theologischen Fakultät fehlte es an Lehrpersonal, ebenso stand die dringende Frage der Wiedererrichtung des Bonner Konviktes an, das 1875 auf dem Höhepunkt des Kulturkampfes von den staatlichen Behörden geschlossen worden war.
Erster Direktor des von Krementz am Rhein gebauten und eröffneten Konviktes wurde mit Dr. Franz Düsterwald ein überaus strenger Direktor. So kam es dazu, daß der spätere Erzbischof von Köln Carl-Joseph Schulte 1892 aus dem Albertinum gewiesen wurde, weil er eines Abends ohne Erlaubnis eine Kneipe seiner CV-Verbindung besucht hatte. Krementz mußte es noch erleben, daß es ein Jahr vor seinem Tode 1899 zu einem regelrechten Aufstand der Theologiestudenten gegen ihren Direktor und sein scharfes Erziehungskonzept kam.
Im übrigen florierte das Haus und hatte bei Kriegsausbruch 1914 220 Theologen. 160 waren es, als das Collegium 1989 nach einer überaus kostspieligen Renovierung wieder seine Arbeit aufnahm. Heute sind es nur mehr 35 Studenten, darunter zwei junge Polen. So gibt es genug Platz. Die "Kommission für Zeitgeschichte" zog ein und übernahm vor einigen Jahren die Akten der leider aufgelösten Königsteiner Anstalten. Wissenschaftlich aufgearbeitet stehen sie nun der Forschung zur Verfügung und dokumentieren rund 50 Jahre katholischer Vertriebenenseelsorge. Das große Haus nimmt nun auch Gäste auf. Stolz verweist man darauf, daß auch Papst Benedikt XVI. als einstiger Bonner Professor Ratzinger einige Zeit im Albertinum gewohnt hat. |
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