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Ein Landwirt griff zum Pinsel: Ludwig Vöpel und seine Bilderwelt

 
     
 
Der heutige Mensch hat kaum noch einen Bezug zur Natur. Landschaft wird häufig nur noch vom Auto aus wahrgenommen, wenn man denn mal von A nach B fährt, oder im Urlaub, wenn eine Wanderung oder Radtour auf dem Programm steht. Ludwig Vöpel bedauert diese Entwicklung zutiefst.

Als er 1944 in Büchen in Schleswig-Holstein geboren wurde, lebten die Menschen noch mit der Natur. Der Sohn eines Landwirts stromerte mit seinen Freunden über die Felder. Jeder kannte jeden, und besonders den Geschichten des Landarbeiters auf dem väterlichen Hof lauschten die Kinder begeistert. Der melancholische Geschichtenerzähler stammte aus einem fernen Land namens Ostdeutschland. Wenn er den Kindern von der Schönheit seiner Heimat berichtete, leuchteten seine Augen. Durch ihn bekam der kleine Ludwig ein Gefühl, was Heimat und Natur für den Menschen bedeuteten. Bis heute ist der "Ostpreuße" aus Kindertagen, der aus Sehnsucht nach seiner verlorenen Heimat Selbstmord beging, für Ludwig Vöpel ein Symbol für die Verbundenheit von Menschen zur Natur. Ludwig Vöpel, der den seit 1648 in Familienbesitz befindlichen Hof von seinem Vater übernahm, wollte seine Empfindungen für die Landschaft festhalten. Schon als Kind hatte er viel gemalt, in den 70er Jahren zeichnete er neben seiner Arbeit auf dem Hof politische Karikaturen
für Zeitungen wie beispielsweise die Lübecker Nachrichten, doch so richtig füllte ihn dies nicht aus. Trotz 68 Hektar Land und 50 Milchkühen, die versorgt werden wollten, begann Ludwig Vöpel in den 80er Jahren, Findlinge in Stahlkonstruktionen zu integrieren. Seine Kunstwerke beeindruckten so sehr, daß er offizielle Anträge erhielt und so auch für das Bonner Landwirtschaftsmuseum eine seiner speziellen Skulpturen schuf. Nach und nach begann der künstlerisch sehr aktive Landwirt seine Ideen auch in Ölbildern auszudrücken. Eines seiner neusten Bilder trägt den Namen "Reise nach Ostdeutschland" und ist im Gedenken an den Landarbeiter aus Kindertagen entstanden.

Seine Bilder hängen in seiner eigenen Galerie in Büchen, Pötrauer Straße 19, Telefon (0 41 55) 22 92, denn nachdem er 1999 seine Tätigkeit als Landwirt beendet hat, widmet Vöpel sich nur noch der Kunst. Da seine drei Kinder akademische Berufe erlernt haben, seine Frau als Zollbeamtin in Hamburg arbeitet, wußte er auch nicht mehr, für wen er den Hof weiterführen sollte. Da sich zudem in der Landwirtschaft zu viel gewandelt hatte - die EU mit ihrer Bürokratie den Bauern ihre einstigen Freiheiten nahm -, sah er keinen Sinn mehr in der täglichen körperlichen, harten Arbeit auf dem Hof. Das Land wurde verpachtet und die Gebäude zur Galerie ausgebaut. Auch an anderen Orten veranstaltet Ludwig Vöpel Ausstellungen, doch seine eigene Galerie gewährt ihm ganz andere Möglichkeiten, seine Kunst ins rechte Licht zu rücken.

Markenzeichen der meisten seiner Landschaftsbilder sind Kirchtürme als Zeichen von Zivilisation. "Wir verlieren ein weiteres Stück Kultur", bedauert der Künstler die Veränderung der dörflichen Struktur. Früher war die Kirche Lebensmittelpunkt, heute ist sie ein Relikt aus vergangener Zeit. Der Wandel der Landschaft ist Thema fast aller seiner Werke. Als Landwirt hat er die Natur intensiv erlebt und aus einer besonderen Perspektive wahrgenommen, somit ein Gefühl für die kleinste Veränderung entwickelt. All dies verarbeitet er in seiner Kunst, die in ihrem abstrakten Charakter Natur und Gefühl vereint. Fritz Hegelmann

Mit der Schöpfung verbunden: Ludwig Vöpel vor einem seiner Bilder

Stahl und Findling: Vöpel schuf auch Plastiken wie die in Büchen,
 
     
     
 
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