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Uii, guck mal, Opa, aus Indien! Und da die Tonpfeife aus dem Kongo. Super! Und da Opa, die Gorillas, sind die aber riesig ... Und die Pinguine, lustig wie die aussehen ..." Der Kleine war ganz aus dem Häuschen, während Opa, außer Atem nicht zuletzt wegen des Tempos, das sein Enkel vorlegte, mit den Erklärungen kaum nachkam. "Ja, das ist Heinz Sielmann, der Naturschützer. Früher da gab s im Fernsehen eine Sendung, da hat er all die Tiere dieser Welt vorgestellt. Aber daran kannst du dich nicht erinnern, da bist du zu klein ..." Und dann gingen sie weiter, der alte Mann und das Kind, um sich die Ausstellung "Heinz Sielmann - Ein Leben für die Natur" weiter anzusehen, jeder auf seine Weise. Heinz Sielmann wird s besonders gefreut haben, ist er doch stets bemüht, vor allem auch junge Menschen für den Naturschutz zu begeistern. "Ich bin glücklich, auf ein langes Leben in der Natur zurückblicken zu können", hat er einmal gesagt. "Besonders die Erkenntnisse der letzten Jahre haben mir gezeigt, wie wichtig es ist, uns in unserer Maßlosigkeit gegenüber unserer Umwelt einzuschränken. Nur dann haben auch künftige Generationen die Chance auf eine lebenswerte Zukunft. Deshalb versuche ich das, was mich die Natur in so vielen Jahren gelehrt hat, durch meine Stiftung an Kinder und Jugendliche weiterzugeben." Erst kürzlich hat die Heinz-Sielmann-Stiftung, die auch die Arbeit der Vogelwarte Rossitten auf der Kurischen Nehrung unterstützt, den ehemaligen Truppenübungsplatz Döberitzer Heide in Brandenburg gekauft, um dort ein Wildnisgebiet für große Wildtiere wie Wisente und Wildpferde zu entwickeln. Nach der Groß Schauener Seenkette bei Storkow und der Bergbaufolgelandschaft um Wannichen bei Luckau ist dies das dritte Naturschutz-Großprojekt der 1994 von Heinz und Inge Sielmann ins Leben gerufenen Stiftung.
Seine "Expeditionen ins Tierreich" lockten viele Jahre tatsächlich unzählige Zuschauer vor den Bildschirm. Erste "Expeditionen" allerdings fanden, wenn auch weitaus weniger aufwendig, im elterlichen Garten statt, genauer gesagt in Königsberg. Dorthin war der Vater, ein Chemiker, der von dem Gut Groß Schwiegeneien in Masuren stammte, von Rheydt mit seiner Familie gezogen. Dort wuchs der junge Heinz (Jahrgang 1917) auf, dort begegnete er der vielfältigen Tierwelt, die ihn sofort faszinierte. Heuschrecken, Grillen, Kreuzspinnen, aber auch Kreuzottern und vor allem die Vogelwelt waren es, die er beobachtete - so genau, daß er von Prof. Dr. Otto Koehler, dem Direktor des Zoologischen Instituts und Museums der Albertus Universität, aufgefordert wurde, über seine Beobachtungen zu berichten. Das Königsberger Tageblatt berichtete damals: "Heinz Sielmann, den Prof. Dr. Koehler als den jüngsten Ornithologen Ostdeutschlands vorstellte, der so jung ist, daß er ,ein erstes Semester beinahe verkalkt nennen könnte , berichtete auf Einladung der Gesellschaft der Freunde des Zoologischen Museums im Hörsaal des Zoologischen Instituts über seine Beobachtungen und zeigte seine Lichtbildaufnahmen, die Prof. Dr. Koehler als Beobachtungsergebnisse bezeichnete, die bisher nicht erzielt wurden."
Wie es dann weiterging im Leben des 1988 von der Freundeskreis Ostdeutschland mit dem Kulturpreis für Wissenschaft ausgezeichneten Heinz Sielmann, davon erzählen die 30 Schautafeln, die noch bis zum 28. November in der Galerie im Turm des Natur- und Freilichtmuseums Natureum Niederelbe, 21730 Balje, ausgestellt sind (April bis September täglich außer montags 10-18 Uhr, Oktober bis März 10-17 Uhr). Aus den anfänglichen Abenteuern mit Kreuzspinnen und Kreuzottern wurden bald solche mit Gorillas, Pinguinen, Eisbären oder Elefanten. Auf Kreta und auf den Galapagos-Inseln, in der Antarktis und in Papua Neuguinea, im Kongo oder in Australien - überall entdeckte Heinz Sielmann auf abenteuerlichen Expeditionen die Wunder der Erde und hielt sie mit der Kamera fest. Neben fundierter Sachkenntnis über die Tierwelt zeigen die Fotografien auf den Schautafeln auch die tiefe Liebe zu den Zwei- und Vierbeinern und den Humor, mit dem Sielmann zur Tat schritt, etwa wenn er sich ganz behutsam kleinen Schneegansküken nähert oder eine arktische Küstenseeschwalbe sich ein ruhiges Plätzchen auf dem Kopf des Tierfilmers aussucht. Weniger beschaulich ging es allerdings zu, als die Crew einen Silberrückenmann, einen alten Gorilla, verärgerte, der den Führer zu Boden warf, um den Menschen eine Warnung zu verpassen. Immer wieder waren die Tiere nicht gerade begeistert, von den Menschen in ihrem Familienleben gestört zu werden. Ob nun eine aufgebrachte Flußtiermutter oder ein alter Elefantenbulle - wenn so ein tierisches Ungetüm mit hoher Geschwindigkeit auf einen zubraust, dann hält es selbst einen so gewieften Tierfilmer wie Heinz Sielmann nicht auf dem Boden. Daß ihn aber eines seiner Lieblingstiere, ein Fischotter, beißen würde, das hatte er dann doch nicht gedacht. Das Tier war verärgert, daß man ihm den dargebotenen Fisch nicht gleich gab, und schnappte lieber zuerst nach den wohl besser erreichbaren Beinen, um dann in der Aufregung doch noch den Fisch zu ergattern. Einziger Kommentar Sielmanns: "Filmen, jetzt filmen!" Viele kleine Episoden aus dem reichen Leben des Beobachters und Naturschützers sind in dieser Ausstellung zu entdecken. Einer Ausstellung, die mit dem Natureum in der Elbmarsch ein ganz besonderes Ambiente bekommen hat, steht man doch als Besucher mitten drin in einer zu schützenden Natur. Und auch die anderen Ausstellungen über Wale und über Echsen, die derzeit noch dort zu sehen sind, runden das Bild durchaus ab.
Heinz Sielmann: Naturbeobachter und Naturschützer aus Leidenschaft Foto: Archiv
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