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Ein Sittenbild gezeichnet

 
     
 
Da hatte der alte gnäd ge Herr die Frau vom August Kadereit angehalten. "Was schad dir, Jette?" "Nuscht, gnäd ger Herr. Was soll mich sein?" "Red keinen Unsinn! Ich kenn dich doch. Was ist also?" Da schwammen die Augen der Frau auch schon in Tränen: "Die Kuh is mich gefallen." "So? Wie kam das?" "Sie konnt nich kalben." "Hast auch gut aufgepaßt?" "Jawohl, gnäd ger Herr, die ganze Nacht!" Er zog sein Notizbuch, schrieb einen Zettel. "Gib ihm dem Herrn Rendanten. Er wird die Kuh besehen und dir das Fleisch abnehmen. Ich denk, so an die fünfzig Taler kann es bringen. Was kost ne gute frisch-milchende Kuh?" "Unter hundertzehn Taler is sie nich, gnäd ger Herr." "Hast du sechzig Taler liegen?" "Nei! An dreißig hab ich liegen." "Du hast fünf Kinder, Jette. Dreißig Taler Bargeld mußt du im Kasten behalten. Komm heute nach Feierabend aufs Schloß. Ich wird dir das Geld geben." "Schön Dank auch, gnäd ger Herr. Aber mehr wie drei Taler alle Monat kann ich nicht abzahlen." "Na, die zahl denn man hübsch ab und leg sie dem Wilhelm in die Sparbüchse, Er wird ja wohl auf nächste Ostern eingesegnet? Ja? Na, denn muß er n schwarzen Anzug haben."...

Ältere Leser werden sicher diesen Auszug aus dem Familienroman "Die Barrings" erkannt haben. Leider sind die beiden Bände "Die Barrings" (1937) und "Der Enkel" (1939) nur noch antiquarisch erhältlich, doch so mancher wird sie ohnehin noch im Bücherregal zu Hause stehen haben.

Der diese Romane schrieb, hatte Erfahrung mit dem Landleben in Ostdeutschland, wurde William von Simpson doch am 19. April vor 125 Jahren als ältestes von sechs Kindern der Pferde
züchters George William von Simpson auf Nettienen, Kreis Insterburg, geboren.

Nach einer landwirtschaftlichen Ausbildung, Militärdienst und Reisen kaufte er das Gut Gr. Lauth im Kreis Pr. Eylau. Doch lange hielt es William von Simpson nicht in seiner Heimat. 1913 verließ er Ostdeutschland, um eine Stelle als Landstallmeister des Lippischen Gestüts Lopshorn anzunehmen. 1914 zog er als Soldat ins Feld.

Legendär war sein Ritt von Peest im pommerschen Kreis Köslin bis nach Konstantinopel, über den er in einem spannenden Reisebericht schrieb: "Im Sattel vom Ostseestrand bis zum Bosporus". 1918 erschien außerdem seine Schrift "Tagesfragen zur deutschen Pferdezucht".

Berühmt aber wurde William von Simpson mit seinen "Barrings", einem Sittenbild aus wilhelminischer Zeit, an dem er 20 Jahre lang arbeitete. Einfühlsam schilderte er darin das Leben des deutschen Landadels von 1875 bis 1900. Sein Sohn Hubertus William von Simpson, der 1919 geboren wurde, vollendete schließlich das Werk des Vaters, indem er mit dem Roman "Das Erbe der Barrings" 1956 den Kreis schloß.

William von Simpson, nach dem 1957 im Berliner Stadtteil Lichtenrade ein Weg benannt wurde (der Simpsonweg führt von der Geibel- über die Barnet- zur Nuthestraße) hatte sich nach Aufenthalten in Brasilien, Berlin und Graz 1935 an die Ostseeküste zurückgezogen.

In Scharbeutz an der Lübecker Bucht erlebte er den Zweiten Weltkrieg. Als die Engländer einmarschierten, setzte er am 11. Mai 1945 seinem Leben ein Ende. Seine letzte Ruhestätte fand William von Simpson auf dem Waldfriedhof in Timmendorferstrand. Man

William von Simpson
 
     
     
 
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