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Kultureller Leckerbissen

 
     
 
Burg – Zu einem kulturellen Leckerbissen als Bäderveranstaltung der Freundeskreis Ostdeutschland hatte die Landesgruppe Schleswig-Holstein unter dem Motto "Ostseestrand – Heimatland" in das Haus des Kurgastes in Burgtiefe eingeladen. Bei der gutbesuchten Veranstalt
ung konnte Landesvorsitzender Günter Petersdorf auch zahlreiche Vertreter aus Politik und Verbänden begrüßen. Petersdorf erinnerte an das kürzliche 50jährige Jubiläum der Freundeskreis Ostdeutschland in Berlin im Rathaus Schöneberg, an historischer Stätte, vor dem einst der amerikanische Präsident J. F. Kennedy die bedeutungsvollen Worte sprach: "... ich bin ein Berliner."

Landeskulturreferent Edmund Ferner zeichnete sodann den gedanklichen Weg des Brückenschlages in die ferne Heimat: entlang der mecklenburgisch-vorpommerschen Küste bis zu den Inseln Hiddensee und Rügen und über Usedom und Wollin hinaus der pommerschen Küste mit den vielen bekannten Bädern Hinterpommerns folgend, vorbei an Kolberg und Rügenwalde, bis schließlich über Leba die Halbinsel Hela mit dem bekannten Bad Zoppot erreicht ist. Von dort ist es dann nur noch ein Sprung nach Ostdeutschland über die Frische Nehrung mit dem Ostseebad Kahlberg und der Kurischen Nehrung mit dem bekannten Ort Nidden. Von Wilhelm von Humboldt stammt der Ausspruch, daß man nach Spanien und Italien auch die Kurische Nehrung unbedingt gesehen haben sollte. Als Endstation erreicht man schließlich Memel. Der Ostseestrand erweist sich nach den Worten Edmund Ferners somit als unteilbar. Es folgte der Part des Brückenbaus durch den Burger Männergesangverein unter seiner Dirigentin Christiane Kiel mit den Titeln "Min Heimat an dem Ostseestrand", "Land der dunklen Wälder", über "Zogen einst fünf wilde Schwäne" bis zu dem Bekenntnis "Min Modersprach vat klingst du schön un bist mi so vertrut".

Heimatpflege suche und gebe Antwort auf Fragen, betonte der Burger Bürgervorsteher Uwe Hardt, damit sich auch zukünftige Generationen mit der Heimat, aus der ihre Vorfahren stammen, identifizieren können. Man könne Vorstellungen, nach denen man lange gelebt habe, nicht wie unnötigen Ballast so einfach über Bord werfen. Jede Gegend habe ihre eigene Logik, und für Ostdeutschland könne dies nur eine völlige Aussöhnung zwischen Deutschen, Polen und Russen bedeuten. Neben der wirtschaftlichen und politischen Bedeutung sei auch die Einstellung zu den Menschen in diesem Land wichtig. Notwendig sei auch die Schaffung von Kontakten zu den Menschen, die heute dort leben, und so sei auch die Stadt Burg auf Fehmarn bestrebt, neue Verbindungen dorthin zu schaffen, und er hoffe, daß sein kürzlicher Besuch gemeinsam mit Bürgermeister Klaus Tscheuchner auf der Kurischen Nehrung der Anfang einer solchen Verbindung sein könne.

In seinem Grußwort wies der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes, Matthias Witt aus Puttgarden, auf die stets guten Verbindungen seines Verbandes mit den Vertriebenen hin, nachdem die ersten Distanzen überwunden worden waren. Die Heimat nicht zu vergessen und zu ihr zu stehen sei auch existentieller Ursprung des Bewahrens und Erhaltens als bäuerliches Wirken.

Während die Ostsee-Swing-Band unter Leitung von Rolf Hagen für die musikalische Umrahmung der Veranstaltung zuständig war und ein buntes Potpourri landschaftstypischer Weisen servierte, erfreute die Tanzgruppe der Fehmarner Landfrauen unter Leitung von Wiebke Wieland die Zuschauer mit ihren Tanzformationen. Die Bundesvorsitzende des ostdeutschen Frauenkreises, Hilde Michalski, zeichnete den Lebensweg der Ostpreußin Elisabet Boehm nach, die als Begründerin der Landfrauenbewegung gilt.

Den absoluten Höhepunkt – oder das Sahnehäubchen – aber bescherte sie, die Grande Dame der Dichtung, wie Edmund Ferner sie sicherlich zu Recht liebevoll titulierte, den Landsleuten. Sie verstand es, mit zu Herzen gehenden Worten die Seelen ihrer aufmerksam lauschenden Zuhörerschaft zu öffnen. Werner Müller erzählte u. a. von ihrer steten Sehnsucht nach der See, von der auch das Lied "Wo de Ostseewellen trecken an den Strand" erzählt, das bereits 1902 von der Ostpreußin Martha Müller-Grählert in Perow auf dem Darß an der mecklenburgischen Küste verfaßt wurde und tatsächlich die Ostseewellen besingt, obwohl die ganze Welt glaubt, daß es "die Nordseewellen" seien.

Daß der Rauch heller sei als das größte Feuer, ist Werner Müllers persönliches Bekenntnis zur Heimat. Eine Heimkehr auf Zeit erwecke widersprüchliche Gefühle, aber die Heimat im Herzen zu bewahren sei wahrer Gewinn. "In dieser Bucht hab ich als Kind gespielt", zitierte sie ein Gedicht Agnes Miegels, bevor sie mit der Erinnerung an das Samland als Bernsteinküste den Schlußpunkt eines überaus inhaltsvollen Vortrags setzte. Der Vorzeit Tränen nennt man den Bernstein. Möge auch der Verlust der Heimat viele Tränen gekostet haben, so bleibe sie doch im Herzen sicher verwahrt. Diese Erkenntnis vermittelte Werner Müller ihren Zuhörern, und die spontane Feststellung des Burger Bürgervorstehers am Schluß: "Da hätte ich noch lange zuhören können", ist sicher vielen aus der Seele gesprochen.

 

 
     
     
 
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