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1962: Die Welt am Abgrund

 
     
 
Die gescheiterte Invasion in der "Schweinebucht" an Kubas Südküste bedeutete für Washington eine schwere Demütigung. Am 17. April 1961 erreichten etwa 1500 Exilkubaner von Guatemala kommend die Bucht. Berichten zufolge hatten sich mehrere Teilnehmer der von den USA unterstützten Aktion zuvor im Kreise von "Vertrauten" in Miami mit der bevorstehenden Niederwerfung des Castro-Regimes gerühmt, weshalb die Führung in Havanna gewarnt war.

Zudem kürzte US-Präsident
Kennedy die zuvor zugesagte Luftunterstützung derart, daß die kubanische Luftwaffe nur zur Hälfte am Boden zerstört wurde. Der Rest konnte die beiden Munitionsschiffe der Exilantentruppe zerstören. Nach drei Tagen war die Einheit geschlagen.

Weitaus ernster wurde es anderthalb Jahre später, als die sogenannte "Kuba-Krise", die die Welt an den Rand eines Atomkriegs der Supermächte führen sollte, ihren Höhepunkt erreichte.

Im Mai 1962 beginnt Moskau, mit Atombomben bestückbare Mittelstreckenraketen von bis zu 4500 Kilometern Reichweite auf Kuba zu stationieren. Sie würden Washington in fünf Minuten erreichen können.

Im August entdecken die USA mit Hilfe ihres Spionageflugzeugs "U-2" erstmals Abschußvorrichtungen für Raketen in der Provinz Pinar del Río. Mitte Oktober bringen weitere Fotos den Beweis für die Existenz der Raketen.

Am 18. Oktober trifft der sowjetische Außenminister Andrej Gromyko zu einem seit längerem anberaumten Besuch bei US-Präsident John F. Kennedy in Washington ein. Gromyko verliert über die Raketen auf Kuba kein Wort, spricht statt dessen von der alten Forderung, West-Berlin zu entmilitarisieren. Kennedy fühlt sich hinters Licht geführt. Nach Rücksprache mit den Regierungen in London, Paris, Ottawa und Bonn verkündet der US-Präsident am 22. Oktober die Seeblockade Kubas ab dem 24. Oktober.

Die Lage verschärft sich nun dramatisch: Um Moskau noch etwas Zeit zum Einlenken zu geben, verringert Washington den Sperradius von zunächst 500 Meilen, alle sowjetischen Schiffe, die noch auf hoher See sind, drehen ab. Auf der UN-Sicherheitsratssitzung am 25. Oktober präsentieren die USA Fotos der Raketen. Am 27. Oktober beschießt ein US-Zerstörer ein mit Atomwaffen bestücktes sowjetisches U-Boot. Dies führt nun beinahe zum Ausbruch des Dritten Weltkriegs. Nur weil einer der drei Sowjet-Offiziere den Befehl verweigert, unterbleibt der Abschuß eines Torpedos auf den Zerstörer. Eine amerikanische U-2 wird am selben Tag über Kuba abgeschossen.

Jetzt erst sucht Kennedy intensiv den direkten Kontakt zu Sowjetführer Nikita Chruschtschow und bietet ihm an, die seit 1959 in der Türkei stationierten US-Raketen als Gegenleistung für den Abzug der Sowjetraketen von Kuba nach Hause zu holen. Chruschtschow willigt ein. Die Welt ist noch einmal davongekommen. JB
 
     
     
 
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