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Ein Wahrzeichen lebt wieder auf

 
     
 
Das neue Kupfer-Dach des Königsberger Domes ist endlich fertiggestellt worden

Eine 54 Jahre währende trau-
rige Epoche fand in der letz-
ten Oktoberwoche ihr Ende. Ein halbes Jahr früher als geplant konnten das Deutsche Zentrum für Handwerk und Denkmalpflege (ZHD) in Zusammenarbeit mit der staatlichen Firma Kafedralny Sabor (Rußland) das neue Dach des Königsberger Doms fertigstellen. Seit 1993 baute eben diese Firma in enger Kooperation mit dem ZHD am Wahrzeichen der Stadt. Trotz aller hinlänglich bekannten Schwierig- und Streitigkeiten ist es beiden Organisationen gelungen, der Vollendung der Restaurierung dieses bedeutenden Bauwerkes der Backsteingotik einen großen Schritt näher zu kommen. Professor Manfred Gerner, Leiter des ZHD, stellte in einer Pressemitteilung fest, daß der Wiederaufbau des Königsberger Doms für die Bevölkerung
der im Zweiten Weltkrieg so schwer geschundenen Stadt ein wichtiges Signal sei. Gerner war besonders erfreut, daß trotz der schwierigen Situation, die derzeit in Rußland herrscht, bei den Arbeiten am Dom Kontinuität gewahrt werden konnte.

Schwierigstes Problem bei der Sanierung war ohne Zweifel die Finanzierung. Nur Dank großzügiger Spenden, vor allem aus Deutschland, von der Freundeskreis Ostdeutschland, der Stadtgemeinschaft Königsberg, der Stiftung Königsberg, der Gemeinschaft Evangelischer Ostdeutschland, der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und insbesondere der Zeitstiftung Ebelin und Gerd Bucerius sowie der finanziellen Beteiligung der russischen Gebietsverwaltung und des russischen Staates war dieser erste Kraftakt überhaupt möglich. Aber auch zahlreiche Einzelspender, überwiegend aus der Bundesrepublik Deutschland, trugen zum Gelingen bei.

Insgesamt 5500 Quadratmeter Kupferblech, die unter erschwerten Bedingungen, vor allem wegen des russischen Zolls, aus Westdeutschland nach Königsberg kamen, wurden auf den Dächern des Chores und des Langhauses verlegt. Aufgrund der Absenkung des Domes um 1,7 Meter im Verlauf seines 600jährigen Bestehens wurde bei der Renovierung eine leichte Stahlkonstruktion bevorzugt, so daß das heutige Dach nur noch 40 Prozent des alten Daches wiegt. Nichtsdestotrotz entspricht das neue Dach dem historischen Bild des Domes. Wie die Vertreter des ZHD im Gespräch sagten, ist die Fertigstellung der gesamten Restaurierung bis zum Jahre 2005 nur dann möglich, wenn weiterhin die Spenden so kräftig fließen wie bisher.

Zu der feierlichen Einweihung des Domes waren zahlreiche Gäste aus nah und fern nach Königsberg gekommen. An der Spitze der Ehrengäste standen der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Moskau, Dr. Ernst-Jörg von Studnitz, und der Gouverneur des Königsberger Gebietes, Leonid Gorbenko. Beide unterstrichen in ihren Ansprachen an die Besucher im vollbesetzten Dom – annähernd tausend Besucher waren anwesend, um diesem historischen Ereignis beizuwohnen, während noch viele hundert Schaulustige vor dem Dom bleiben mußten, da es keine Einlaßkarten mehr gab – die Bedeutung des Domes für die Stadt. Gorbenko betonte, daß, auch wenn der Krieg schon lange zu Ende sei, dies ein wahrhaft untrügliches Zeichen ist, daß der Krieg endgültig und wahrhaftig beendet sei. Von Studnitz hob u. a. hervor, daß diese Neueröffnung des Domes das geistig-kulturelle Ende einer zurückliegenden Epoche darstelle. Im Anschluß an die beiden politischen Vertreter sprach noch der Königsberger Bischof der russisch-orthodoxen Kirche, Pantalemon.

Während der Ansprachen der Ehrengäste geschahen dann auch die einzigen, aber doch gewichtigen Fehler bei dieser ansonsten gelungen Eröffnungszeremonie. So wurden russische Reden nicht ins Deutsche übersetzt, obwohl unter den Gästen doch weit mehr als 100 Deutsche waren, so u. a. mehrere Vertreter der Zeitstiftung. Einzig der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland trug seine Grußworte in beiden Sprachen vor. Bedauerlich war auch, daß in diesem geschichtsträchtigen Bau des Protestantismus kein Vertreter der evangelischen Kirche zu Wort kam. Doch das anschließende Konzert der Königsberger Symphoniker, welche gemeinsam mit dem Kantorei-Chor der St.-Michaelis-Gemeinde Lüneburg unter Leitung von Dr. Tobias Gravenhorst Mozarts Requiem zu Gehör brachten, entschädigte zumindest ein wenig für diesen Patzer. Viele Königsberger, die extra zu diesem Tag in ihre Geburtsstadt gereist waren, werden diesen Tag nicht vergessen. Bleibt nur zu hoffen, daß die heutigen Baumeister des Doms ihr Ziel, die Gesamtrestaurierung bis zum Jahr 2005, verwirklichen können. BI

 

 
     
     
 
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