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Die Stadt Allenburg feierte ihr 600jähriges Jubiläum. Am 19. Oktober 1400 verlieh der Hochmeister des Deutschen Ritterordens, Conrad von Jungingen, Allenburg die Stadtrechte nach Kulmer Recht. Erster Schultheiß wurde ein Bürger namens Reppin. Dieser Anlaß wurde vor kurzem in Allenburg begangen. Dazu waren etwa 100 Landsleute nach Allenburg/Ostdeutschland angereist.
Propst Wolfram hielt eine bewegende Predigt. Da er Kreuz und Kerzen vergessen hatte, wurde eiligst in deutsch-russischer Zusammenarbeit ein schlichtes Holzkreuz gezimmert, das den Altartisch zierte. Auch Kerzen für den schmiedeeisernen Leuchter konnten herbeigezaubert werden. Die Kollekte, die zum Erhalt der Kirche bestimmt war, erbrachte 884 DM. Allen Spendern galt dafür ein herzlicher Dank. Zu Gast im Gottesdienst war auch die evangelische Gemeinde aus Paterswalde.
"Geh aus mein Herz und suche Freud", sangen die Schulkinder nach dem Festgottesdienst in deutscher Sprache. Anschließend standen Vorführungen auf dem Programm, die gemeinsam vom deutsch-russischen Haus in Königsberg und dem Kulturamt in Friedland vorbereitet und dargeboten wurden. Auf dem festlich geschmückten Platz prangten bunte Fahnen und Blumen, und voll froher Erwartung strahlten die festlich gekleideten Menschen und die Sonne um die Wette. Zunächst zogen Ordensritter in Helm und Schild an den Anwesenden vorüber, danach folgte ein Leiterwagen mit Frauen in Trachten, die das Lied "Hoch auf dem gelben Wagen" sangen. Festreden schlossen sich an, und für Allenburg und den Kreis Wehlau überbrachten das Kreistagsmitglied Ute Bäsmann und das Mitglied des Bundestages, Kurt Palis, gute Wünsche und gaben ihrer Hoffnung auf ein zukünftiges, friedliches Zusammenleben Ausdruck.
Die Enthüllung der Mamorplatten an der Kirche erfolgte durch eine der ersten russischen Einwohnerinnen Allenburgs und durch Ute Bäsmann. Eine Platte enthält folgende Inschrift:
Deutsche Ordenskirche von 1405 Allenburg Kulturdenkmal. Auf der anderen Tafel sind die Jahreszahlen "1400 Allenburg 2000 Drushba" vermerkt.
Diese Inschrift wurde von den Russen gewählt. Der Chor des deutsch-russischen Hauses sang deutsche und russische Volkslieder, und einige Gruppenmitglieder sangen laut mit. Marktbuden rundeten das Fest ab, und mancher Busreisende hat nicht nur Schaschlik probiert.
Das anschließende Essen in der Schule war reichlich und gut; jeder hatte dazu sein Scherflein beigetragen. Der Nachmittag war den Kindern gewidmet. In der Bücherei wurde ein Modell von der Allenburg ausgestellt, welches Familie Beinker hergestellt und der heutigen Stadt als Gastgeschenk übergeben hatte. Es fand natürlich reges Interesse bei den jetzigen Bewohnern. Viele Fotos von der einstigen Stadt lagen ebenfalls zur Ansicht aus, und man konnte es sich kaum vorstellen, daß einst so viele Häuser auf einer heute kahlen und elend anmutenden Freifläche gestanden haben sollen.
Auf der Nordseite der Kirche wurde vom "Verein zum Erhalt der Kirche" eine jahrhundertealte Grabplatte restauriert, deren Inschrift leider nicht mehr vollständig lesbar ist. Sie soll jedoch, wenn irgend möglich, noch ergänzt werden. Ein ereignisreicher Tag neigte sich seinem Ende zu. Nach dem Abendessen hieß es Abschied nehmen, und die Reisegruppen fuhren mit den Bussen wieder in die Hotels. U.B.
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