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Das Zeichnen geht ihm stets so leicht von der Hand, daß er glaubte, die Bilder wären nicht viel wert. Lange Jahre hat er sie im "stillen Kämmerlein" bewahrt, auch die Ölbilder und Aquarelle bekamen nur die engsten Freunde zu Gesicht. Hinzu kam, daß kaum einer hinter diesem ohnehin schon als Musiker und Schriftsteller und vor allem als Schauspieler hervorragend begabten Mann auch noch den Zeichner und Maler sah. Doch Armin Mueller-Stahl ist ein Allroundtalent. Davon kann man sich jetzt auf einer kleinen, aber feinen Ausstellung überzeugen, die der Kunstverein Gifhorn, Georgshof, Steinweg 20, vom 24. August bis 28. September zeigt (donnerstags 17 bis 20 Uhr, am Wochenende 11 bis 17 Uhr). Zu sehen sind dort Lithografien, die Mueller-Stahl u. a. zu Goethes "Urfaust" schuf. Mit nur wenigen Strichen hebt er das Wesentliche hervor, sei es eines Menschen, sei es einer kompletten Szene. "Das Wichtigste bei der Schauspielerei ist das Minimalisieren", hat Mueller-Stahl einmal gesagt, "beim Malen gilt für mich das gleiche. Mit geringstmöglichem Aufwand das Wesentliche hervorheben."
Wer diesen ungewöhnlichen Mann, dessen Wiege 1930 im ostdeutschen Tilsit stand, der in Prenzlau bei Berlin aufwuchs und heute zwischen Deutschland und Amerika hin- und herpendelt, näher kennenlernen möchte, der erfährt mancherlei Wissenswertes in dem bei Knesebeck herausgekommenen prächtigen Band von Volker Skierka: Armin Mueller-Stahl - Begegnungen. Eine Biographie in Bildern (215 Seiten mit 200 Abb. in Farbe und sw, mit einer Filmografie und einer Bibliografie, geb. mit farbigem Schutzumschlag, Format 24 x 30 cm, 39,90 Euro). Erstmals werden neben Fotograf ien aus dem ereignisreichen Leben und dem reichen Film- und Bühnenschaffen des Schauspielers auch Reproduktionen seiner Gemälde und Zeichnungen gezeigt.
Viel erfährt man aber auch über den Menschen Mueller-Stahl, den Skierka einfühlsam vorstellt. Er "ist ein stiller Star", so Skierka. "Er wirkt allein durch seine Rollenbilder, und sie wirken durch ihn, sein eigenes Inneres schließt er ab. Er läßt sich nicht gern durchschauen und stellt sich nicht zur Schau." Dennoch ist mit diesem Buch gelungen, ein besonderes Schlaglicht auf das Leben und Wirken dieses Mannes zu werfen, der als Staatsschauspieler in der DDR, als Filmstar in der Bundesrepublik Deutschland und schließlich als Oscar-nominierter Weltstar in Hollywood seinen Weg ging. "Ich mußte immer weggehen. Von Natur aus bin ich eher seßhaft", so Mueller-Stahl. "Ich wäre gern ein Baum geworden. Ich bin wie alle Ostpeußen. Wenn die Geschichte nicht dazwischen gekommen wäre, würde ich gewiß noch heute dort leben. Das würde meinem Charakter am ehesten entsprechen." - Er spielte einst den "Narren" in Shakespeares "Was ihr wollt", beinahe stumm zwischen den Leuten sitzend, sie beobachtend; es wurde eine seiner ersten Erfolgsrollen. Still, wenn auch keineswegs stumm ist Armin Mueller-Stahl auch heute, und aus seinen Beobachtungen wurden herrliche Bilder ...
Armin Mueller-Stahl: Der 1930 in Tilsit geborene Schauspieler machte sich als Musiker und Schriftsteller und jetzt auch als Maler und Zeichner einen Namen Foto: aus dem besprochenen Band |
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