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Viel Lärm gab es um das Verbot und die gewaltsame Auflösung der "Schwulen-Parade" in Moskau, bei der der grüne Bundestagsabgeordnete Volker Beck verletzt wurde. Er warf der Miliz vor, ihn nicht vor den Angriffen russischer Neonazis geschützt zu haben. Dabei machten die Moskauer Behörden unmißverständlich klar, daß sie die Demonstration nicht zugelassen hatten, somit weder die Organisatoren der Parade noch Beck Schutz zu erwarten hatten.
Bürgermeister Luschkow steckte Kritik wegen seiner öffentlichen Äußerungen ein. Abfällig sprach er von fortgeschrittener Entfesseltheit in westeuropäischen Ländern. Aus moralisch-ethischen Prinzipien sei eine solche Parade für Rußland völlig inakzeptabel. Er sagte, wenn jemand eine abweichende sexuelle Veranlagung habe, müsse er die nicht auch noch öffentlich zur Schau tragen.
Diese Ansicht und das Verbot der Parade unterstützten laut Luschkow 99 Prozent der Moskauer. Vertreter der orthodoxen Kirche, deren Einfluß spätestens seit dem öffentlichen Bekenntnis des Präsidenten zum christlichen Glauben stetig wächst, zeigten sich brüskiert über das Ansinnen. Russische Gläubige empfinden tief religiös.
Ein Volk, das während des Kommunismus gelernt hat, Gefühle zu verbergen, muß wohl zutiefst schockiert sein, wenn schräge, grellbunt bemalte, halbnackte Homosexuelle durch die Straßen ziehen. Damals war es verpönt, öffentlich Zärtlichkeiten auszutauschen. Lachende oder händchenhaltende Paare sah man nie. Die Russen waren für ihre finsteren Minen bekannt. Seitdem hat sich im Moskauer Stadtbild viel verändert, junge Leute zeigen offen ihre Lebensfreude.
Laut Gesetz sind friedliche Demonstrationen zwar erlaubt, doch ist es in der Tat eine Frage des Taktes, wie ein Kirchenvertreter es nannte, ob man von diesem Recht für solch eine Veranstaltung Gebrauch macht. |
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