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Horst Mertineit erblickte am 11. September 1919 in Tilsit das Licht der Welt. Nach dem Schulbesuch folgte eine Ausbildung bei der Kreissparkasse Tilsit-Ragnit, die mit dem Besuch der Fachschule in Königsberg / Pr. abschloß. Im Zweiten Weltkrieg diente er in der deutschen Wehrmacht und erlitt fünf Verwundungen. 1945 wurde er als Leutnant und Träger des Goldenen Verwundetenabzeichens aus der Wehrmacht entlassen. Nach dem Ende des Krieges mußte sich Horst Mertineit zunächst als Gelegenheitsarbeiter betätigen, bevor er in einem Ort an der Westküste Schleswig-Holstein s seinen Beruf als Sachbearbeiter und später als Geschäftsführer einer Baugenossenschaft ausüben konnte. 1956 siedelte er in die schleswig-holsteinische Landeshauptstadt Kiel über, wo seine langjährige Tätigkeit in der freien Wohnungswirtschaft begann, die er bis ins hohe Alter fortgeführt hat.
Bereits in den ersten Nachkriegsjahren setzte sich Horst Mertineit als Mitglied des Gemeinderates und als Vertriebenenbeauftragter für die Belange seiner heimatvertriebenen Landsleute ein. Er war Mitbegründer und Vorsitzender des örtlichen Verbandes der Heimatvertriebenen. Bereits wenige Jahre nach seinem Umzug nach Kiel nahm Horst Mertineit Kontakt zur Stadtgemeinschaft Tilsit auf und beteiligte sich aktiv an der Vereinsarbeit. Nach mehrjähriger ehrenamtlicher Tätigkeit im Vorstand wurde er 1982 zum 1. Vorsitzenden der Stadtgemeinschaft Tilsit e.V. gewählt. Dieses Amt hat er bis heute inne.
Horst Mertineit zeichnete unter anderem für die Gestaltung, Durchführung und Leitung von zahlreichen großangelegten Bundestreffen der Tilsiter, unter anderem in der Kieler Ostseehalle und im Kieler Schloß, sowie für die Gestaltung und Durchführung weiterer, regional begrenzter Veranstaltungen verantwortlich. Er pflegte den engen Kontakt mit namhaften Persönlichkeiten aller demokratischen Par- teien und zuständigen Dienststellen der Patenstadt Kiel und des Landes Schleswig-Holstein. Auch um die Erarbeitung und Veröffentlichung zahlreicher heimatbezogener Artikel hat sich Horst Mertineit verdient gemacht.
Nach der Öffnung der Grenzen zum mittleren Ostdeutschland organisierte er 1991 den ersten Hilfsgütertransport nach Tilsit, den er zusammen mit zwei Landsleuten auch begleitete. Zugleich war dies der erste offizielle Besuch von ehemaligen Bewoh- nern der Stadt nach dem Krieg. Maßgeblich unterstützte Horst Mertineit den Aufbau des „Historischen Museums“ in Tilsit, das schwerpunktmäßig die Darstellung der Tilsiter Geschichte beinhaltet. Gespräche und Verhandlungen zwischen dem Vorstand der Stadtgemeinschaft Tilsit unter seiner Leitung und den russischen Dienststellen führten dazu, daß in Tilsit Gedenkstätten mit russischen und deutschen Inschriften errichtet wurden, die auf die deutsche Vergangenheit dieser Stadt hinweisen.
Horst Mertineit praktizierte Heimatpolitik – überparteilich und mit Augenmaß. Er wirkte maßgeblich mit beim Brückenschlag zum Osten, insbesondere zu den Menschen, die jetzt in seiner Heimatstadt leben. Daß an den Bundestreffen der Tilsiter in Kiel heute auch russische Gäste aus Tilsit teilnehmen und diese Veranstaltung teilweise auch mitgestalten, ist in erster Linie der Initiative von Horst Mertineit zu verdanken. Mit der russischen „Stadtgemeinschaft Tilsit“, die sich unter anderem der Erforschung der Geschichte seiner Heimatstadt widmet, pflegt er gute und freundschaftliche Kontakte.
Mit Erfolg setzte er sich dafür ein, daß neben der Patenschaft Kiel – Tilsit auch eine Partnerschaft zwischen Kiel und der russischen Stadtverwaltung von Tilsit begründet wurde. Dieses Dreieck-sverhältnis zwischen der Stadtgemeinschaft, dem Patenschaftsträger und der russischen Gebiets- körperschaft besteht seit nunmehr zwölf Jahren und hat reiche Früchte getragen. So konnte 2004 mit Hilfe der Stadtgemeinschaft Tilsit sowie der Kreisgemeinschaften Tilsit-Ragnit und Elchniederung in Tilsit die Begegnungsstätte der Regionalorganisation der Rußlanddeutschen „Altes Tilsit“ feierlich eingeweiht werden.
Das Lebenswerk Horst Mertineits ist vielfach gewürdigt worden. Der Bundespräsident hat ihn für seine uneigennützige Arbeit mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Im Juni 1995 ehrte die Freundeskreis Ostdeutschland Horst Mertineit mit der Verleihung des Goldenen Ehrenzeichens. Die Stadt Kiel würdigte seine Verdienste um die deutsch- russische Aussöhnung im Jahre 2004 mit der Verleihung ihrer höchsten Auszeichnung, der Andreas-Gayk-Medaille.
In Würdigung seiner außergewöhnlichen Leistungen und seines überragenden Einsatzes für Ostdeutschland und seine Menschen verleiht die Freundeskreis Ostdeutschland Herrn Horst Mertineit die Ottomar-Schreiber-Plakette
(Die Ottomar-Schreiber-Plakette wurde bislang an 13 Persönlichkeiten verliehen, von denen acht noch am Leben sind).
Werbung für die Sache: Horst „Mertineit-Tilsit“ – eine Namenserweiterung mit Symbolcharakter. |
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