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Starke Nerven müsse man als Töpfer haben, schließlich dürfe man den Mut nach einem Fehlschlag nicht gleich aufgeben. Starke Nerven, den vielbesungenen ostdeutschen Dickschädel wird sie haben, die Annelise Domhoff, denn als Töpferin ist sie äußerst erfolgreich.
Geboren wurde sie am 3. Januar 1928 als Tochter des Arztes Reinhold Borbe in Heinrichswalde, Kreis Elchniederung. Gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester Renate verlebte sie eine sorglose, unbekümmerte Jugend. Sie besuchte die Königin-Luise-Schule in Tilsit, bis sie mit Mutter und Schwester im Oktober 1944 die Heimat verlassen mußte. Über Sachsen gelangte die kleine Familie der Vater ist seit dem Einmarsch der Roten Armee in Ostdeutschland vermißt nach Düsseldorf, wo sie die Schule beendete.
In Höhr-Grenzhausen, dem berühmten Töpferort im Westerwald, nahm die junge Ostpreußin ihre Töpferlehre auf. An der Keramischen Fachschule legte sie schließlich 1952 ihre Meisterprüfung ab. Erste größere Arbeiten entstanden, darunter eine Bodenvase, die Annelise Borbe dem Maler Ernst Mollenhauer schenkte, mit dem die Familie befreundet war. Mollenhauer "revanchierte" sich mit einem seiner Bilder. Ein erstes eigenes Atelier eröffnete die junge Ostpreußin 1954 in Altenberg bei Köln. Dort lernte sie auch ihren späteren Mann, einen Ostdeutschland kennen, der nach Kanada ausgewandert war. 1956 folgte sie ihm. In Medicine Hat, Alberta, wurde geheiratet. Der Ehe entstammen zwei Söhne.
Natürlich zog die Töpferscheibe mit ins ferne Kanada und später in die USA, wo Annelises Mann eine Anstellung als Ingenieur auf Hawaii erhielt. 1961 ließ sich Annelise Domhoff an der University of Hawaii in Honolulu einschreiben. "Ich brannte darauf zu sehen, ob es einen Unterschied zwischen der Ausbildung deutscher und amerikanischer Töpfer geben würde. Ich kam aus dem Staunen nicht heraus, mit welch einer Freiheit und Unbekümmertheit Professor und Studenten an den Ton herangingen. Die Töpfe wurden zerbeult, aufgeschnitten, andere Stücke aufgesetzt. Der Phantasie waren keine Grenzen gesetzt."
Annelise war fasziniert. Viel lernte sie in diesen Jahren dazu, schließlich zog sie, da ihr Mann immer wieder einmal versetzt wurde, durch viele amerikanische Staaten und besuchte immer neue Colleges "um meine Hände im Ton zu halten". Ein eigenes Atelier aufzubauen fehlte die Zeit. Dann aber gelangte die kleine Familie nach Rock Springs in Wyoming, wo sie die keramische Klasse am Western Wyoming College aufbaute, selbst den Töpferofen errichtete und sieben Jahre lang Unterricht erteilte.
In Thermopolis, einem kleinen Kurort mit der größten Thermalquelle der Welt in zauberhafter Umgebung gelegen, bauten sich die Domhoffs mit eigener Hände Arbeit ein Haus mit Werkstatt. Ein Solarhaus natürlich, denn schließlich hat Wyoming 300 Sonnentage (!) im Jahr. In der Werkstatt entsteht nun die typische Domhoff- Keramik, phantasievolle Arbeiten ebenso wie Gebrauchsgegenstände.
Gemeinsam mit Sohn Stephan, der erst relativ spät seine Liebe zum Töpfern erkannte und als erster Amerikaner das Studium in Höhr-Grenzhausen absolvierte, betreibt Annelise die "Domhoff Pottery", die sich einen guten Ruf erworben hat. So wird Domhoff-Keramik auch an offizielle Gäste des Staates Wyoming verschenkt.
Die reizvollen Arbeiten sind geprägt von der Landschaft, die das Atelier umgibt, von den Farben der Berge und Gletscher, von knorrigen Baumstämmen, zarten Knospen und Blüten. Vor zehn Jahren begann Annelise Domhoff gar, Hörner in ihre Töpfe mit einzuarbeiten, schließlich gibt es in Wyoming Rehe, Antilopen, Hirsche und Elche. Eine Idee, die wie überhaupt alle Arbeiten aus ihrer Werkstatt großen Anklang bei ihren Kunden findet. Peter van Lohuizen
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