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Massive Kritik an der Rechtschreibreform haben die Präsidenten von acht renommierten Kunst- und Wissenschaftsakademien geübt. In einem Schreiben an die in Deutschland, Österreich und der Schweiz zuständigen Minister fordern sie, zumindest den von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung vorgeschlagenen Kompromißweg zu beschreiten. Noch besser aber wäre es, die ungeliebte Reform gleich ganz abzublasen und zu den Regeln des Duden von 1991 zurückzukehren.
Grundfehler der Reform - so die in Berlin, München, Dresden, Göttingen und Mainz ansässigen Akademien - sei die Verordnung "von oben herab" gewesen. Sie erinnern in diesem Zusammenhang an einen der bedeutendsten deutschen Bildungsreformer, Wilhelm v. Humboldt, der schon im absolutistischen Preußen "die Grenzen der Wirksamkeit des Staates" betont habe.
Insbesondere an Hand des Beispiels der neuen Regeln zur Zusammen- bzw. Auseinanderschreibung (frisch gebacken oder frischge- backen?) warnen die acht Professoren auch vor einer "Anglisierung der deutschen Schriftsprache, die deren von langer Hand gewachsener Eigenart umfassend Gewalt antäte", und fordern stattdessen von den Politikern die Einsicht, daß es "verfehlt ist, Fragen der Sprachkultur übers Knie staatlicher Verfügungen zu brechen". H.J.M |
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