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Es kommt Bewegung in die Standortdebatte um das "Zentrum gegen Vertreibungen" (ZgV). Die Gegner des Zentrums möchten die Errichtung ganz verhindern und bemühen sich dabei nun um eine Behinderung der Objektauswahl am Standort Berlin. Versuche, das Zentrumskonzept kaputt zu reden, mißlangen ebenso wie das Unterdrucksetzen der prominente n Unterstützer des Zentrums.
Einen Zwischenerfolg haben die Gegner jetzt gleichwohl errungen. Die zunächst erfolgreichen Verhandlungen der Stiftung mit der katholischen Kirchengemeinde St. Michael in Berlin-Mitte um einen Ankauf für den teilweise kriegszerstörten Sakralbau, wurden nun von oben gestoppt. Erzbischof Georg Kardinal Sterzinsky hat sich gegen einen Verkauf der Michaeliskirche, die Theodor Fontane in seinen "Wanderungen" als "die schönste Berlins" bezeichnet, ausgesprochen. "Solange nicht hinreichend klar ist, was mit dem ,Zentrum gegen Vertreibungen gemeint ist", und solange kein gesellschaftlicher Konsens bestehe, werde er nicht zustimmen, so Sterzinsky.
Dabei gehen die Argumente des Oberhirten der latent insolventen Erzdiozöse ins Leere. Schon vor Jahren wurde das europäisch ausgerichtete Zentrumskonzept zu Papier gebracht. Es geht nicht nur um die Vertreibung der Deutschen 1945 und in den Folgejahren. Es sollen vielmehr alle Vertreibungen im Europa des 20. Jahrhunderts dokumentiert werden. Das Zentrum will keine konkreten Schuldzuweisungen und Schadensersatzforderungen herausarbeiten, sondern Vertreibungen eo ipso als Verbrechen gegen die Menschlichkeit für die Zukunft verhindern. Eine Intention, die im Einklang mit der christlichen Glaubenslehre steht. Die ZgV-Stiftung hat dabei auch ausländischen Wissenschaftlern, unter anderem aus Polen und Tschechien, eine aktive Mitarbeit angeboten. Dennoch, einen gesellschaftlichen Konsens zum Zentrum wird es ebensowenig geben wie einen allgemeinen Konsens zur Wahrheit der christlichen Glaubenslehre.
Kardinal Sterzinsky, ein gebürtiger Ostpreuße, hat leider wiederholt das notwendige Gespür für den Umgang mit Menschenrechtsverletzungen und den Opfern vermissen lassen. Erst im Mai hatte Sterzinsky - der bereits in den 90er Jahren deutschsprachige Messen im Ermland mit dem Argument ablehnte, es gebe dort keine Deutschen mehr - einen ökumenischen Gottesdienst für Tausende Vertriebene im Rahmen des Berliner Deutschlandtreffens der Ostdeutschland untersagt.
Vor wenigen Tagen hatte in Berlin der vormalige UN-Menschenrechtskommissar José Ayalo Lasso zum "Tag der Heimat" die Würdigung der Vertreibungsopfer eingefordert. Auch Papst Benedikt XVI. übermittelte den deutschen Heimatvertriebenen seine Segenswünsche. G. Langer |
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