Es ist gedeckt

Die Festtafel zum 293. Geburtstag König Friedrichs des Großen im Marmorsaal des Potsdamer Schlosses Sanssouci ist gedeckt. Speisen werden allerdings von diesem edlen Tafelservice schon seit etlichen Jahrzehnten, wenn nicht seit Jahrhunderten nicht mehr eingenommen. Es ist auch bei weitem nicht mehr vollständig.

1746/47 gab der große Monarch das in Potsdam bis zum 24. April zumindest in Teilen zu bewundernde Service bei Johann Christian Lieberkühn d. J. (1709-1780) in Auftrag. Der königlich

e Silberschmied versah das ursprünglich über 500 Teile umfassende schlichte glatt polierte Tafelsilber mit einem zeitgenössischen Weinrankenmotiv. Kunsthistoriker verweisen aber auch darauf, daß das gewählte Motiv durchaus eine vom König gewünschte Parallele zu dem damals im Bau befindlichen Schloß Sanssouci sein könnte, welches Friedrich II. als sein "Vigne" bezeichnete und dessen Parkgestaltung zahlreiche Rankenpflanzen aufwies.

Das Service ist zur Zeit Friedrichs des Großen bei zahlreichen höfischen Festen und stundenlangen Banketten zum Einsatz gekommen und vermittelt der Gegenwart einen Eindruck von der schlichten, aber eindrucksvollen Eleganz, die am Hofe des großen Preußenkönigs üblich war.

Noch 1895 existierten in der Silberkammer des Berliner Schlosses 520 Teile des Services, das einst mehr als 50 Gedecke, verschiedene Schüsseln, Wärmeglocken und Terrinen, Leuchter, Tafelaufsätze und kleinere Teile wie Serviettenringe umfaßte. Im ereignisreichen 20. Jahrhundert jedoch wurde der Silberschatz des Preußenkönigs auseinandergerissen. Erst jetzt konnten wesentliche Teile mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie auf einer Londoner Auktion erworben werden, die jetzt zusammen mit Leihgaben der niederländischen Stiftung Haus Doorn im Marmorsaal des Schlosses Sanssouci gezeigt werden. Fritz Hegelmann

Schloß Sanssouci Öffnungszeiten: Di. bis So. 9 bis 16 Uhr, Montags Ruhetag

Schlichte Eleganz: Nur ein Weinrankenmotiv ziert das Tafelsilber des "Alten Fritz".