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Europäer kooperieren mit Boeing: Wehr-Milliarden locken

 
     
 
Anläßlich der Luftfahrtausstel-lung von Farnborough (England) haben Ende Juli die beiden Giganten der Flugzeugbranche, Boeing und der europäische Kon-zern EADS (European Aerospace Defence and Space Company), ein Abkommen zur Zusammenarbeit im militärischen Bereich unterzeichnet. Wie die New York Times berichtet, will sich EADS durch diese Kooperation mit Boeing am Vorhaben der amerikanischen Regierung beteiligen, ein Antiraketensystem (NMD) zu entwickeln, und dadurch auf dem amerikanischen Markt stärker Fuß fassen.

EADS, die 80 Prozent des Airbus-Kapitals hält, erreichte 2001 einen Umsatz von 30,8 Milliarden Euro
und beschäftigt rund 100.000 Mitarbeiter. Das Unternehmen mit Sitz in den Niederlanden besteht aus deutschen, französischen und spanischen Teilhabern. Boeing ist mit einem Umsatz von 58 Milliarden US-Dollar in 2001 die größte Exportfirma der USA und zudem die größte Flugzeugfirma der Welt. Boeing ist führend in der Raketentechnologie, während EADS sich im europäischen "Ariane"-Programm stark engagiert.

Nach eigenen Angaben repräsentiert das US-Geschäft bisher nur gut sieben Prozent des EADS-Umsatzes im militärischen Bereich, also etwa sechs Milliarden Euro. Die Aussicht, daß die Bush-Verwaltung den Streitkräfte-Etat der USA um 15 Prozent auf 379 Milliarden Dollar für das kommende Jahr steigern will, ist auch ein großer Anreiz für europäische Unternehmen, die bislang mit der Verteidigungsindustrie jenseits des Atlantischen Ozeans eher in Wettbewerb standen. Nach Angaben der New York Times schätzt das Pentagon, daß das Programm NMD bis Ende 2007 Ausgaben in Höhe von 48 Milliarden Dollar verursachen wird.

In Europa sind Einzelfirmen wie die britische Bae Systems und der italienische Hersteller Alenia ebenfalls daran interessiert, mit der US-Verteidigungsindustrie zusammenzuarbeiten, um an dem Bau des Raketenabwehrsystems teilzuhaben.

Während sich der Wirtschaftskommentator der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zurückhaltend über die Ehe zwischen Boeing und EADS äußerte und die Ansicht vertrat, es handele sich möglicherweise um eine Ehe auf Zeit, erklärte das führende Vorstandsmitglied Philippe Camus in einem Interview mit dem französischen Figaro, seine Firma wolle dauerhaft mit den Vereinigten Staaten kooperieren. Seiner Meinung nach ist die Zukunft der Flugzeugindustrie eng mit den Verteidigungsanstrengungen verbunden, so daß die europäischen Konzerne der Branche sich unabdingbar der US-Verteidigungsindustrie zuwenden müßten. In Amerika seien die Rüstungsausgaben doppelt so hoch wie in Europa, gar viermal mehr werde für die Forschung im Militärbereich ausgegeben.

Insofern scheint sich gegenwärtig eine transatlantische Kooperation im Militärbereich abzuzeichnen, die die Politik und die Diplomatie der europäischen Staaten beeinflussen wird. Merkwürdigerweise haben die europäischen Medien darüber nur kurz berichtet, im Gegensatz zu den amerikanischen. Selbst die Londoner Times, die als gut informiert gelten kann, beschrieb eher die Umrisse der diplomatischen Bemühungen Amerikas, damit das NMD-Vorhaben von den Nato-Verbündeten gebilligt wird, als den technischen Gesichtspunkt der Annäherung zwischen Boeing und EADS.

Zwar äußerte sich das zweite führende Mitvorstandsmitglied der EADS, Rainer Hertrich, bei einer Pressekonferenz in Farnborough zuversichtlich, daß die transatlantische Zusammenarbeit keineswegs eine "Festung Amerika" oder eine "Festung Europa" begründen könnte; es darf jedoch vermutet werden, daß eine Kooperationszone im Militärbereich unter der Führung der amerika-nischen Administration stehen wird. Die Position Rußlands ist dabei offen.

Verhandlungen sind schon jetzt in Gang bei der Nato, um die transatlantische Partnerschaft in der Verteidigungsindustrie zu verwirklichen. Denkbar wäre im Rahmen des NMD-US-Programms ein einziges Antiraketensystem, das sowohl die strategische als die taktische Verteidigung euroatlantisch zusammenfügen würde. Francisco Lozaga
 
     
     
 
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