|
Ihre Romane haben unter Krimifans längst Kultstatus erreicht. Ihre Morde sind hinterhältig - na ja, welcher Mord ist es nicht? - ihre Täter aber gehen meist mit großer Raffinesse vor, so daß dem Leser durchaus auch einmal vor Verblüffung der Atem stockt. "Der Hahn ist tot", "Die Apothekerin", "Selige Witwen" - so harmlos ihre Titel klingen, so schauerlich ist das Geschehen zwischen den Buchdeckeln. Ingrid Noll zeichnet sich durch Menschenkenntnis aus, durch ein tiefes Wissen um zwischenmenschliche Verstrickungen. Immer fügt sie eine gute Prise Humor oder auch Ironie mit hinzu, und fertig ist die Geschichte. So einfach ist es natürlich nicht, aber flott zu lesen sind ihre Romane und Geschichten allemal. Nun hat die Bestsellerautorin mit dem Hausfrau-enimage neue Geschichten für einen Band bei Diogenes zusammengestellt, die wieder einmal von ihrer Erzählfreude und von ihrem Vergnügen an Hinterhältigem künden. In "Falsche Zungen" erzählt sie von Müttern mit Macken, von Hobbys und Handarbeiten, lausigen Liebhabern und feinen Familien. Nicht immer geht es um Mord und andere Gemeinheiten. Auch die ernsthafte Ingrid Noll lernt der Leser kennen, etwa wenn sie an ihre erste Enkelin Elise schreibt. - Ein Lesevergnügen für alle, die Spaß haben an der feinen Pointe, an Ironie und Mutterwitz.
Ingrid Noll, "Falsche Zungen. Gesammelte Geschichten", Diogenes Verlag, Zürich 2004. 254 Seiten, geb., 18,90 Euro
|
|