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Flut von Amerikanismen

 
     
 
Die Ermutigung kam von der viel zitierten Basis in Deutschland, der Zuspruch von eine Franzosen: Über 7500 Mitglieder zählt heute der "Verein Deutsche Sprach e. V.", seit er vor knapp zwei Jahren beherzt von dem Dortmunde Statistikprofessor Walter Krämer und einigen wenigen Mitstreitern gegründet wurde, u die deutsche Sprache vor der Zerstörung durch Amerikanismen und Plastikwörtern zu bewahren. Kräftige Unterstützung gab Jacques Toubon diesen deutschen Bemühungen a vorigen Wochenende bei der Jahrestagung
des Vereins in Hannover. Der Franzose wußt warum: hatte doch der heutige Vizebürgermeister von Paris als Minister für Kultur un Frankophonie das nach ihm benannte Gesetz zum Schutz der französischen Sprache initiier und damit nicht nur das Problembewußtsein seiner Landsleute geschärft, sondern auc beachtliche Erfolge erzielt.

Viel Beifall fand Toubon in Hannover, als er sich mit den sogenannte "Realisten" auseinandersetzte, die von der Vorherrschaft der englischen Sprach als einer unbestreitbaren und nicht widerruflichen Tatsache ausgingen und den Kampf fü die eigene Sprache als "Irrealismus" und "Don-Quichotterie" abtäten Torbon: "Ich glaube nicht an diesen angeblichen ,Realismus‘. Auf diesem Gebiet wie auf vielen anderen, ist er das Alibi eines jeden Verzichts: Die einzigen von Anfang a verlorenen Kämpfe sind nur die, die man sich weigert auszutragen."

Entschieden wandte sich Toubon auch gegen die Vorstellung, daß die Sprache kei Bereich sei, in dem eine Gesetzgebung möglich sei. "Die Verteidigung und Förderun der Sprache ist voll und ganz eine echte politische Angelegenheit."

Da gibt es in Deutschland allerdings viel zu tun. Muß man doch den Eindruck haben, die ganze Nation verstecke sich unter Bergen von Sprachmüll, der aus de "Airportenglisch" sogenannter "global players" und de Kantinenenglisch ihrer Untergebenen besteht. Da haben Aktionen des Sprachvereins ein befreiende Wirkung. So, als sie den mittlerweile geschaßten Vorstandsvorsitzenden de deutschen Bahn AG, Johannes Ludewig, mit dem Titel "Sprachpanscher des Jahres" "ehrten", weil er die Bahnkunden statt zur Auskunft zu "Servicepoint", im Falle eines menschlichen Bedürfnisses zu "Mc Clea – safe and clean toilets" schickt, ihnen eine "BahnCard First" anbietet und sie ihr Auto bei "Park+Ride" abstellen läßt.

Die Politik in Deutschland schweigt zu diesem groben Unfug so, wie sie die Bevölkerun bei der sogenannten "Rechtschreibreform" nicht nur allein gelassen, sonder über den Tisch gezogen hat. Alle Bundestagsparteien beteiligen sich statt dessen an de Sprachzerstörung, offenbar, weil auch ihre Werbeagenturen die Amerikanismen schic finden. Begrüßte doch die CDU ihren Kanzler Kohl mit "Welcome today, welcom tomorrow".

Es ist über ein Vierteljahrhundert her, seit ein deutscher Bundespräsident die "Verpflichtung zur Pflege der deutschen Sprache" zum Thema machte. Gusta Heinemann erklärte 1973 in Marbach: "Die seit Kriegsende bei uns in alle Bereich des Lebens eingedrungene Flut von Amerikanismen muß endlich wieder zurückgedräng werden. Das hat überhaupt nichts mit Antiamerikanismus zu tun. Es geht allein um die Verpflichtung gegenüber unserer eigenen Sprache." Ein wesentlicher Gesichtspunk für den Gebrauch jedes Fremdworts solle es, so Heinemann, sein, "ob es unersetzba ist, weil es eine wirkliche Lücke ausfüllt". Es werde sich dann herausstellen "daß die Verteidigung von Fremdwörtern oft nur die Verteidigung eine Bequemlichkeit ist, die wir uns nicht erlauben sollten." Heinemann bemühte Friedric Schiller als Zeugen, der gesagt hatte: "Die Sprache ist ein Spiegel der Nation; wen wir in diesen Spiegel schauen, so kommt uns ein großes, treffliches Bild von uns selbs daraus entgegen."

Seit 1973 hat sich dieses Bild mehr und mehr verschlimmert. Doch vor diesem Zustan darf nicht kapituliert werden. Es ist bekannt, daß der neue Bundespräsident ein gan besonderes gutes Verhältnis zu Gustav Heinemann hatte. Es ist zu hoffen, daß sic Johannes Rau an seinem Vorbild orientiert und als Präsident aller Deutschen sich auch de Deutschen annimmt, der Sprache, die der Ausdruck unserer Kultur ist.

Übrigens, die Anschrift des Vereins Deutsche Sprache e. V. lautet: Postfac 104 128, 44041 Dortmund
 
     
     
 
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