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Im Gedenken an die Königskrönung vor genau 300 Jahren in Königsberg gab es auch am Originalort des Geschehens drei verschiedene Gedenkveranstaltungen. Die erste war ein Gedenkgottesdienst in der evangelisch-lutherischen Kapelle im teilrestaurierten Dom in Königsberg.
Die sehr respektvolle Predigt wurde von der Pastorin Barbara Dirksen aus Berlin gehalten. Die Geistliche weilt schon seit mehreren Monaten als Aushilfspastorin in Königsberg. Ihre Hauptaufgabe ist der Konfirmationsunterricht, besonders für Erwachsene. Auch ist sie aktiv in den mehr als 20 Außengemeinden im westlichen Teil des Königsberger Gebiet es, in denen jeweils alle 14 Tage ein regelmäßiger Gottesdienst stattfindet.
Die Predigt sprühte nur so von ihrer persönlichen Begeisterung über den immer noch lebendigen Mythos Preußens. Sie wußte von Einzelheiten über die Feierlichkeiten von vor 300 Jahren zu berichten. Auch davon, daß nach der Krönung, damals im Schloß, eine Bestätigung durch die Autorität der evangelischen Kirche hier im Dom stattfand. Seitdem sind alle acht nachfolgenden Könige Preußens nach ihrer Krönung hierher gereist, um in diesem Dom ihre Bestätigung durch die evangelische Kirche zu erhalten.
Ohne die bestimmende Rolle Preußens und seiner Könige wäre, so die Pastorin, die Geschichte Deutschlands bestimmt ganz anders verlaufen. Preußen sei in seiner Geschichte zweimal geopfert worden: 1871 für das deutsche Kaiserreich und 1947 durch den alliierten Kontrollrat in Berlin. Opferbereitschaft habe immer zum preußischen Geist gehört. Zuletzt hätten die Männer des 20. Juli 1944 diese Opferbereitschaft bewiesen. Auch ihrer sollte gedacht werden.
Besonderes Gedenken verdiene auch die Gründung des schwarzen Adlerordens "Suum Cuique" ("Jedem das Seine"), welches insbesondere den preußischen Geist der Toleranz gegen jedermann ausdrücke. Schon mit dem Edikt von Potsdam 1685 habe der Große Kurfürst sein Land den verfolgten Hugenotten geöffnet. Er habe ihnen Glaubensfreiheit gelassen und sein Land nicht nur durch neues Handwerk, Fleiß und Kreativität, sondern auch durch die Vielfalt der Glaubensrichtungen bereichert. Ebenso hätten Juden und Katholiken Toleranz genossen.
Herzog Albrecht von Brandenburg/Preußen, der mit Luther befreundet gewesen sei, habe den evangelischen Glauben zuerst angenommen. 1525 sei das Herzogtum Preußen als erstes Land der Welt evangelisch geworden.
Die Predigt endete mit den Worten: "Ich bin gewiß, daß Gottes Segen auch durch uns wirkt. Durch Sie, die Sie sich hierhin auf den Weg gemacht, und durch uns, die wir hier arbeiten."
Es waren nämlich einige Gäste aus Deutschland anwesend, unter anderem auch der bekannte Professor Stribrny aus Flensburg, der dann am Abend im Deutsch-Russischen Haus einen abendfüllenden, sehr gut besuchten Vortrag hielt, der simultan ins Russische übersetzt wurde. Leitthema war "Das Haus Hohenzollern".
Dessen Devise sei gewesen: "Es ist die Pflicht der Oberen, immer für das Wohlergehen der Untertanen zu sorgen." Unter anderem durch Gerechtigkeit gegen jedermann, Abschaffung der Folter, Religionsfreiheit, allgemeine Schulpflicht und demokratisches Wahlrecht sei Preußen zum Vorbild für die Welt geworden. Wichtige Wahlsprüche seien gewesen: "Die Krone sollte allen dienen, vom König bis zum Bettelmann." und "Mehr Sein als Schein."
Am Nachmittag fand eine Gedenkveranstaltung im Meeresmuseum statt. Hauptredner war der in Königsberg geborene russische Professor Gilmanow. Er ist den aktiven Ostdeutschland schon seit Anfang der neunziger Jahre bekannt. Bemerkenswert sind seine sehr guten deutschen Sprachkenntnisse.
So hielt er seinen Vortrag in deutscher Sprache. Eine Übersetzung in die russische Sprache fand nicht statt, da er offensichtlich von allen Gästen verstanden wurde. Neben den angereisten Deutschen waren auffallend viele junge Russen offensichtlich Studenten unter den Zuhörern. Herzerwärmend war sein Wissen und tiefes Interesse für alles Deutsche und vor allem Preußische (aus der Vergangenheit). Hoffnungweckend ist seine Einstellung zu einer möglichen deutsch-russischen Verständigung und Zusammenarbeit in naher Zukunft. Nötig sei sehr viel Idealismus, den letzten Endes nur die Alten, dort Geborenen aufzubringen vermögen. Nicht gefragt seien Ideologien, die zur Genüge im letzten Jahrhundert vorhanden gewesen seien und uns ins Verderben geführt hätten. N
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