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Gesinnungswandel der Chinesen

 
     
 
Mehr oder weniger stillschweigend haben sich Nordkorea und China in den letzten Wochen von einer zentralen politischen Forderung verabschiedet. Beide Staate signalisierten ihre Bereitschaft, in Zukunft eine langfristige amerikanisch Truppenpräsenz in Südkorea zu akzeptieren. Genau diese Truppenpräsenz ist sowohl vo Peking als auch von Pjöngjang in der Vergangenheit immer wieder in Frage gestellt worden Über den überraschenden Positionswechsel berichtete am 26. Juli dieses Jahres die in China erscheinende englischsprachige Wochenzeitung "Beijing Review". In de entsprechenden Bericht steht zu lesen, daß Pjöngjang amerikanische Truppen in Südkore dann akzeptiere, wenn sich diese auf eine friedenserhaltende Rolle beschränken würden Insgesamt liest sich der Bericht als Unterstützung der Erklärungen des südkorea
nische Staatspräsidenten Kim Dae Jung und Nordkoreas Diktators Kim Jong Il anläßlich ihre Treffens Mitte Juni. Beide Politiker haben damals die Notwendigkeit einer amerikanische Truppenpräsenz auch nach einer möglichen Wiedervereinigung der beiden koreanische Staaten unterstrichen.

Es muß davon ausgegangen werden, daß der Beitrag in der "Beijing Review" auch die offizielle Haltung Pekings in dieser strittigen Frage darstellt. Augenscheinlic ist auch China derzeit nicht an einem möglichen Machtvakuum in Nordostasien, als Folg des Abzugs der Amerikaner, interessiert. Dieser Gesinnungswandel kommt um s überraschender, als sich China und Rußland noch Mitte Juli dieses Jahres eindeutig gege eine weitere amerikanische Truppenpräsenz in Nordostasien ausgesprochen haben. So stan in der Tageszeitung der Chinesischen Volksbefreiungsarmee am 10. Juli dieses Jahres zu lesen, daß die "US-Militärpräsenz auf der nordkoreanischen Halbinsel im steigende Maße unangemessen ist". Der Artikel verwies weiter darauf, daß die Amerikaner in Südkorea darauf aus seien, den Staat beziehungsweise die ganze Region zu kontrollieren Darüber hinaus müßten die US-Truppen in Südkorea in Zusammenhang mit de "eurasischen Strategie" der USA gesehen werden, die darauf hinauslaufe, Asie und Europa zu kontrollieren.

Inzwischen sieht zumindest die chinesische Regierung die Entwicklung gan offensichtlich aus einem anderen Blickwinkel. Einmal würde mit dem Abzug der Amerikane der Puffer zwischen China und seinem Rivalen Japan wegfallen, was Japan zu eine Aufrüstung seiner militärischen Kapazitäten animieren könnte. Eine derartig Aufrüstung könnte aber ein Wettrüsten in Nordostasien zur Folge haben, an dem Chin nicht interessiert ist. Darüber hinaus müßte mit verstärkten russischen Aktivitäte in der Region gerechnet werden. Aus russischer Sicht konterkariert eine langfristig amerikanische Truppenpräsenz auf der koreanischen Halbinsel Ambitionen, den eigene Einfluß in der Region auszudehnen. Deswegen setzt China auf einen langsamen Wandel in de Region. Die mittelfristige Aufrechterhaltung des Status quo in der Region garantiert ein gewisse Stabilität in den Außenbeziehungen Chinas, die der chinesischen Regierun Gelegenheit gibt, die inneren Angelegenheiten in aller Ruhe zu ordnen. Dies Positionierung ist allerdings nicht mit jener der chinesischen Armee deckungsgleich. Dies sieht in steigenden regionalen Spannungen eine Möglichkeit, den chinesischen Einflu auszudehnen. Insgesamt strebt die chinesische Armee nach einer Zurückdrängung de amerikanischen Einflusses in der Region, um größere Freiheit bei der Verfolgung eigene Interessen (Stichwort: Taiwan) zu gewinnen. Die politischen Führer Chinas wünsche hingegen, militärische Konflikte zu vermeiden, weil diese Chinas politische un ökonomische Verbindungen gefährden könnten. Gleichzeitig würde der Einfluß de Militärs auf die Innen- und Außenpolitik steigen.

Die südkoreanische Regierung hat niemals einen Zweifel daran gelassen, daß sie a einem weiteren Verbleib der Amerikaner interessiert ist. Aus Sicht Seouls hat sich die koreanische Halbinsel in der Vergangenheit bereits des öfteren in einer schwierige Position zwischen China und Japan befunden. Seoul fürchtet, daß ein möglicher Abzug de Amerikaner ein Machtvakuum hinterlassen könnte, daß alle Feindschaften wiederauflebe lassen könnte.

Pjöngjang, aber auch Seoul, Tokio und Peking haben, wenn auch aus de unterschiedlichsten Motiven heraus, Interesse daran, daß die US-Truppen (zunächst) in Südkorea stationiert bleiben. Dieses Interesse hängt inzwischen weniger mit den Folge einer möglichen nordkoreanischen Invasion in Südkorea zusammen als vielmehr mit Frage der Stabilität und Sicherheit Nordostasiens. Ob diese Interessenkonvergenz auch in Zukunft Bestand haben wird, wird entscheidend von der Chinesischen Volksbefreiungsarme abhängen. Sollte deren Einfluß auf die chinesische Politik deutlich zunehmen, werden die Karten mit Sicherheit neu gemischt werden.

 
     
     
 
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