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Grazie oder Majestät?

 
     
 
Ich bin beglückt, daß ich dies athenische Land vor mir sehe und mir seine Naturszene neben jene der Campagna Roma stellen kann, die ich in so langen Jahren durchwandert habe", schreibt Ferdinand Gregorovius (1821- 1891) über einen Besuch Griechenlands. Der Neidenburger, der die "Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter" schrieb und daraufhin zum Ehrenbürger Roms ernannt wurde, bereiste auch "das athenische Land" und veröffentlichte 1889 zwei Bände zur "Geschichte der Stadt Athen im Mittelalter". Der Weitgereiste schreibt weiter über das Land der Hellenen: "Man soll zwar nicht ein Großes mit dem anderen vergleichen, denn jedes besteht für sich; aber das hier zu tun, liegt doch mir besonders nahe. Und Rom und Athen verbinden sich von selbst miteinander, als die Seiten einer und derselben Medaille
, welche das Gepräge der klassischen Welt auf sich trägt. Strenge, stilvolle Formenschönheit ist beiden Landschaften gemein, nur herrscht in der römischen die Majestät vor, in der athenischen die Grazie, aber auch dieser ist, wie in den maßvollen Werken des griechischen Geistes, der hohe Ernst beigesellt ..." Griechenland und Italien sind Themen zweier Reise-Lesebücher, jetzt erschienen bei dtv (jeweils 9,50 A). Da kann der geneigte Leser nach Herzenslust verfolgen, wie Reisende vergangener Jahrhunderte die beiden Länder erlebten. Mit Gustave Flaubert oder Ernst Jünger etwa wandert man über die Insel Rhodos, mit Gerhart Hauptmann oder Hugo von Hofmannsthal besteigt man die Akropolis, mit Lawrence Durell begegnet man besonderen Menschen auf Korfu, mit Henry Miller und Christa Wolf erlebt man die Besonderheiten und Schönheiten der Insel Kreta. Auch die Gemeinheiten eines Alfred Kerr über die Damenwelt Korfus finden sich in dem Griechenland-Buch, das Freunde dieses Landstrichs in Entzücken versetzen wird.

Nicht das Italien Goethes, aber leider auch nicht das eines Gregorovius oder eines Herder, der weitaus weniger Vergnügen an der Reise in "das Land, wo die Zitronen blüh n", hatte als sein Freund Goethe, findet der Leser in dem dennoch lesenswerten Band über Italien. Der Herausgeber war vielmehr bestrebt, neue - und andere - Maßstäbe des Betrachtens und Urteilens zu setzen. So führen in diesem Buch einzelne Kapitel durch Italien und seine Geschichte, die überschrieben sind mit "Persönlichkeiten und Schicksale, Geschichte und Geschichten", "Von Kata-strophen und Hoffnung" oder "Der fremde Blick". Der Königsberger E.T.A. Hoffmann etwa rühmt die italienische Oper, sein Landsmann Rudolf Borchardt, der lange Jahre in Italien lebte, berichtet vom "Verfall in Volterra", Arthur Schnitzler erzählt vom "Tod in Venedig", Rainer Maria Rilke erlebt Florenz, und Oskar Loerke, der Dichter aus Jungen, Kreis Schwetz, schwärmt von Capri ("Das Meer ist so blau, daß ich mich kaum glaube"). - Meer und Sonne, milde Lüfte, eindrucksvolle Architektur, eine andere Lebensart - all dies be-eindruckt Touristen noch heute. Was ist geblieben? Was hat sich verändert? Auf den Spuren der Touristen von einst wird man Antworten auf diesen Fragen erhalten. Reiselustige Literaturfreunde werden ihre Freude an den Schilderungen der Autoren aus vergangenen Jahrhunderten haben. O
 
     
     
 
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