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Grün-Gläubige Daß rund 70 Prozent der Deutschen die Grünen nicht mehr für eine glaubwürdige Partei halten, wie die „Welt am Sonntag“ wußte, wunderte niemanden am Stammtisch im Deutschen Haus. Vielmehr fand man es erstaunlich, daß immer noch 25 Prozent der Fischer-Partei Glauben schenken.
Es sei keine zwanzig Jahre her, seit der heutige deutsche Außenminister den Präsidenten Reagan einen „schießwütigen Celluloid-Cowboy“ nannte und über das weltweite „Konfrontationsschema“ und den Imperialismus der USA fabulierte. Heute erzähle er Reagans Nachfolger Bush, daß die amerikanische Militärpräsenz die Grundlage der europäischen Friedensordnung sei, und bekundet den USA „uneingeschränkte Solidarität“. Was Ministersessel doch bewirken, frotzelte der Stammtisch und erinnerte daran, daß Fischer noch 1989 schwafelte: „Vergessen wir die Wiedervereinigung, halten wir die nächsten 20 Jahre die Schnauze darüber“, während Reagan am Brandenburger Tor gefordert hatte: „Herr Gorbatschow, öffnen Sie dieses Tor!“
Sicher sei es schlimm, wenn einige spinnerte Politkarrieristen ihr Meinung wechselten wie andere ihre Hemden und versuchten, mit Geschwafel, Sprechblasen und staatsmännischen Sorgenfalten über die Runden zu kommen, hieß es. Viel schlimmer sei es aber, daß viele, die einst den grünen Vorturnern auf den Leim gingen, als diese mit Steinen auf Polizisten warfen, heute in den Medien noch immer die Sprüche verbreiteten, die ihre Idole von einst längst der Pfründen wegen über Bord geworfen hätten. Das führe zu Überschriften wie „Fischers Sieg“ und „Auf Fischer kommt es an“. Darum hielten noch immer ein Viertel der Deutschen die Grünen für glaubwürdig, obwohl die in ihren schnellen Dienstwagen schon längst woanders sind und morgen wieder ganz woanders sein werden.
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