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Die römischen Götter, die von Herkunft, Funktion und Assimilation sehr verschieden sind und zu denen sich noch die numina und die Vergöttlichungen von Abstrakta hinzugesellen, klassifizieren zu wollen, ist äußerst schwierig. Selbst die von den Antiken vorgeschlagenen Kategorien entsprachen nie den eigentlichen Gegebenheiten. Stützt man sich auf die althergebrachten religiösen Feste und den altrömischen Kalender , kann man sich vielleicht eine Vorstellung von den Hauptgottheiten machen, die am Ende des 6. und zu Beginn des 5. Jhs. v.Chr. verehrt wurden. Bedeutendere Götter hatten ein besonderes Erscheinungsbild: Jupiter, Mars, Quirinus (die altüberlieferte indoeuropäische Trias, auf die die etruskische Trias von Jupiter, Juno und Minerva folgt), Juno, Janus; des weiteren die Feuer- und Wassergottheiten: Vesta, Vulcanus, Volturnus, Neptun; die Fruchtbarkeitsgötter: Mutter Erde, Ceres, Venus, Saturn, Consus; die Familien- und Totengötter: Lucina, Matuta, Bona Dea.
Zu Beginn des 5. Jhs. v.Chr. wurden weitere Gottheiten in Rom eingeführt: Die chthonische Trias Ceres, Liber, Libera, die Dioskuren Castor und Pollux, Merkur, Herkules, Apoll; andererseits bildeten sich mehr oder weniger vollständige Gleichsetzungen römischer Götter mit griechischen heraus: Jupiter und Zeus, Juno und Hera, Minerva und Athene, Diana und Artemis, Mars und Ares, Venus und Aphrodite, Neptun und Poseidon. Schließlich verehrte man noch Abstrakta: Treue (Fides), Sieg (Victoria), Freiheit (Libertas) oder Eintracht (Concordia).
Sowohl durch seine Dauer als auch durch seine Wechselfälle führte der Zweite Punische Krieg zu einer schweren religiösen Krise, in deren Folge Rom die anatolische Göttin Kybele aufnahm und in den Opferhandlungen zum griechischen Ritus überging. Des weiteren verbreiteten sich die Mysterien des Dionysos trotz der Bacchanalenaffäre von 186 v.Chr., und auch die ägyptische Göttin Isis drang im 1. Jh. v.Chr. bis Rom vor.
Trotz der Versuche des Augustus , die nationale Religion wiederzubeleben und den aus der Mode gekommenen Riten wieder zu neuen Ehren zu verhelfen, öffnete sich Rom zusehends den aktuellen Mysterienkulten Lind den aus dem Orient hereinbrechenden religiösen Strömungen wie dem Mithraskult, den syrischen Göttern oder dem Sonnenkult. |
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