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Hitlers Lärchen entdeckt

 
     
 
Der Wald galt Romantikern stets als Hort der deutschen Seele – urwüchsig, tief unergründlich. Dieser Tage gehört es in gewissen Kreisen zum guten Ton, das Deutsch schlechthin für verächtlich, für finster zu halten und als NS-verdächtig zu werten.

Nur, daß der deutsche Wald selbst ein verkappter Nazi ist, dafür fehlte bislang de Beweis. Den erbrachte nun das Magazin der "Süddeutschen Zeitung
" (SZ). Bei herbstlichen Tiefflug über die Weiten der Uckermark machten die Magazinschreiber ein schreckliche Entdeckung: Aus dem dunklen Tann der Kutzerower Heide sticht ein riesiges gelbliches Hakenkreuz heraus, sechzig mal sechzig Meter groß.

Zur Zeit des Hitlerregimes hatte man zwischen die Fichten Lärchen gesetzt. Nur in Frühjahr und im Herbst heben diese sich dann durch hellgrüne oder gelbe Färbung vo dunkleren Fichtenbestand ab – es erscheint jenes Hakenkreuz.

Natürlich gehen die SZ-Macher der Sache auf den Grund und stoßen hinab in den Urgrun deutscher Schuld. Über sieben reich bebilderte Seiten fördern sie die Geschichte ihre grausigen Fundes zutage. Die, welche das Symbol pflanzten, sind natürlich lange tot "Nur das Hakenkreuz hat überlebt, alle verschiedenen Zeiten", so das Magazin in düsterer Wallung: "Es ist immer höher gewachsen und heute höher als ehedem, den der Wald vergißt und versteckt nicht, was die Menschen gesät haben. Ob sie wollen ode nicht, er zeigt es her, eine halbe Ewigkeit."

Und die Anwohner? Die haben reagiert wie alle Deutschen und ihre furchtbar Verstrickung einfach verdrängt: "Die Einheimischen, die genau davon wußten, habe geschwiegen."

Das SZ-Magazin nimmt die skurrile Angelegenheit wie zu erwarten zum Anlaß, de gesamten deutschen Waldmythos seines bräunlichen Kerns zu überführen: "Nimm einma den deutschen Wald als Begriff und als Bild, was spürst du? Einerseits moosige Untergrund. Ein sanftes Wogen und Rauschen. Über allen Gipfeln ist Ruh. Andererseits s etwas Düsteres, Finsteres, Dämonisches. Caspar David Friedrichs Abtei im Eichwald. Da verirrte Rotkäppchen. Ich, Bertolt Brecht, bin aus den schwarzen Wäldern. Aus de Schlund. Der ist zu groß und zu mächtig für dich. Und jetzt beunruhigt er dich mi diesem Hakenkreuz; wer, wenn nicht er?"

Da haben wir’s: Der deutsche Wald – ein ewig brauner Gesell’. Wie die Deutschen, die "genau davon wußten" und "geschwiegen" haben, die die "Hakenkreuzschonung" deckten und der Entnazifizierung entzogen "und" so das SZ-Magazin zielsicher, "mit Absicht vergessen" haben.

Billige Ausreden werden die Kutzerower Waldnazis nicht retten. Etwa die, daß das Kreu nur aus einer Höhe von rund 300 Metern zu erkennen ist und man dort oben eher selte spazierenfliegt. Elisa Wachtner

 
     
     
 
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