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Hochsaison auch für eine Pflanze

 
     
 
Schneerose wird die schwarze Nieswurz genannt und auch liebevoll "Christrose", weil sie in unseren Breiten blüht, während die Vegetation bis auf wenige Ausnahmen in unseren Augen ihren Winterschlaf hält. Die Gärtner wissen es einzurichten, daß die beliebte Blume im Advent blühend auf den Markt kommt und die Hochsaison zum Christfest terminiert ist. Denn obgleich in dem alten Weihnachtslied "Es ist ein Ros entsprungen" vielleicht eine andere Blume besungen wird, so stellen wir uns doch alle gern die schöne Christrose vor, die schneeweiß ihre schlicht-schönen Blüten öffnet, wenn wir uns auf das innigste der christlichen Feste vorbereiten.

Schwarzer Nieswurz heißt diese Pflanze aus der großen Familie der Ranunculaceen, denn ihre dunkle Wurzel nutzte man schon wie Schnupftabak, als man in Europa den nikotinhaltigen Tabak noch gar nicht kannte. Aber das Kitzeln in der Nase empfanden manche Menschen wohl als Lustgewinn, und sie niesten inbrünstig, wenn sie sich den Saft der dunklen Wurzeln auf den Hand-rücken strichen und schnupperten.

Helleboris niger ist der wissenschaftliche Name dieser Pflanze. Auch die Gärtner gebrauchen ihn, die auch die in unserm Garten gedeihende Pflanze gezüchtet haben. Es dauert zwar bis zu fünf Jahre, bis der Sämling endlich blüht. Aber dafür ist die Schneerose sehr dauerhaft, wenn wir sie an ihrem neuen Standort belassen. Christrosen werden um die Weihnachtszeit
gern als Topfpflanzen angeboten, sind aber auch als Schnittblumen beliebt zur Dekoration der Festtafel.

Wenn späte Herbststürme über das Land fegen und bereits nach kalten Nächten der Rauhreif gefallenes Laub und kahle Zweige verschönt, treibt Helleboris niger aus ihrem kräftigen Wurzelstock mit vielen zäh-festen Seitenwurzeln und kurzen Sprossen einen oder mehrere Stengel. Die später überwinternden, wurzelständigen Laubblätter bohren sich, anfänglich eingerollt und zugespitzt, durch die Erde ans Licht und entfalten sich auf Stielen bis zu 30 cm Länge. Die Stengel mit seitlichen Fiederblättchen tragen relativ große, ledrige, dunkelgrüne, manchmal glänzende Blätter, die sich in teils langgestreckte, teils keulenförmige Abschnitte teilen. Am Blattstiel beobachten wir die starke Blattscheide. Aus der Mitte dieser kräftigen Pflanze sprießen in den Wintermonaten aufrecht fleischig-massive, kahle Blütenstiele. Häufig sind sie rosa-violett betupft, vor allem unterhalb der Blütenhülle und auch dort, wo Neben- knospen entstehen wollen. Am Stengelende erscheint, stumpf zugespitzt, bald eine mandelförmige Blütenknospe. Noch ist sie von zwei Scheidenblättern umhüllt. Beim Aufblühen erhebt sie sich über den hakig gekrümmten Stiel und läßt die Hüllblätter zurück. Nun zeigt sie ihren weißen Kelch. Manchmal erreicht die Christrosenblüte einen Durchmesser von 3 bis 10 cm. Die Blütenblätter der Christrose umgeben bis zu hundert anfangs eng zusammen gedrängte Staubfäden, die sich später öffnen über den 7 bis 10 weißlich-grünen Stempeln in ihrer Mitte. Die Befruchtungsorgane sind von einem Kranz der bis zu 20 Honig abscheidenden Blütenblätter umgeben. Diese Honigblätter haben eine winzige Ober- und Unterlippe. Aus ihnen strömt für kurze Zeit ein honighafter Rosenduft, wenn sich die Staubgefäße entfalten.

In der winterlichen Blütezeit ist der Insektenbesuch gering. Aber manchmal kehrt doch eine Honigbiene ein. Die Christrose kann die Narbe ihrer schräg oder senkrecht stehenden Blüten auch mit eigenen Pollen befruchten. Wenn in grünen, später braunen, unauffälligen Kapseln die Samen reifen, hat sich unser Interesse zumeist dem bunten Flor der Frühlingsblumen zugewandt.

In deutschen Mittelgebirgen, vor allem aber in den Alpen kommen die schönen Schneerosen an manchen Stellen massenhaft vor. Im Berchtesgadener Land, in den bayrischen Kalkalpen, in Vorarlberg, Tirol und im Hegi kann man sie zwischen der Talsohle und der Krummholzregion finden, auch in der südlichen und östlichen Alpenkette, in den Karpaten und im nördlichen Apennin.

Als Droge ist vor allem im Wurzelstock von Helleboris niger ein Wirkstoff enthalten. Volkstümlich wurde sie seit langer Zeit angewandt bei Verstopfung, Übelkeit, Wurmbefall, zur Menstruationsregelung und Abtreibung, in der Homöopathie auch gegen depressive Verstimmung und Krampfanfälle. In der Landwirtschaft gilt sie als Mittel zur Schädlingsbekämpfung.

Die Heilwirkung der Droge in kleinen Dosen ist nicht belegt. Nach größeren Gaben wurden schwere Vergiftungserscheinungen mit Kratzen im Mund und im Rachen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Schwindel, Atemnot, auch Atemlähmung und Krämpfe bekannt, so daß Magenspülung, die Gabe von Aktivkohle, auch Intubation und Sauerstoffbeatmung nötig wurde. Tiere, die das Kraut der Pflanze fraßen, veren-deten.

Die Anwendung der Droge ist absolut und gefährlich! Die Dosis bestimmt das Maß: Gift oder Medizin?!

Wirkstoffe der Helleboris niger sind vor allem das Helleborin (herzwirksame Steroidglykosyde, u. a. Hellebrin, Desglucohellebrin) und Alkoloide. Die Herstellung von Medikamenten mit den Wirkstoffen der Helleboris niger muß der Pharmazie vorbehalten bleiben. Die Medizin, vom Arzt verordnet und wohl dosiert eingesetzt, aber kann vor allem herzkranken Patienten eine gute Hilfe zur Besserung ihres Leidens sein. Anne Bahrs

Christrose: Zarte Blüte im tiefen Winter
 
     
     
 
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