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Hoffen und Bangen

 
     
 
Rumänien und Bulgarien waren der kommunistischen Regime kaum entronnen, da stand für die jungen Demokratien das Ziel fest: Beide Balkanländer strebten seit dem Jahre 1990 bereits nach einer Mitgliedschaft in der Europäischen Union (EU), die damals noch Europäische Gemeinschaft (EG) hieß. Die ersten Verträge
mit der EG über Handel und wirtschaftliche Beziehungen wurden bereits im Frühjahr 1990 unterzeichnet.

Auf dem Kopenhagener EU-Gipfel im Juni 1993 faßten die Staats- und Regierungschefs der damals noch zwölf Mitgliedsländer (Österreich, Schweden und Finnland stießen erst 1995 dazu, weitere zehn Länder 2004), daß die Aufnahme der mit der EU assoziierten Länder Mittel- und Osteuropas so bald erfolgen solle, wie die Kandidaten die "wirtschaftlichen und politischen Verpflichtungen" erfüllten.

Auf dem Luxemburger Gipfel von 1997 schließlich beschlossen die Spitzen der nunmehr 15 EU-Länder, mit einigen Ländern der nächsten Erweiterungsrunde Ungarn, Polen, Estland und der Tschechischen Republik Beitrittsverhandlungen aufzunehmen. Bei Staaten wie Bulgarien, Lettland, die Slowakei und Rumänien indes sollte die "Vorbereitung" von Beitrittsverhandlungen lediglich "beschleunigt" werden. Dies sorgte in einigen Ländern, die sich nun zurückgesetzt sahen, für Befürchtungen, sie könnten beim Erweiterungsprozeß abgehängt oder - wie die Türkei - in eine endlose Warteschleife geschickt werden. Als Staaten wie die Slowakei oder Lettland schließlich in die Reihe der unmittelbaren Beitrittskandidaten aufrückten, verstärkten sich derartige Sorgen in Rumänien und Bulgarien noch.

Am 10. Dezember 1999 jedoch beschlossen die EU-Staats- und Regierungschefs in Helsinki schließlich, neben Lettland, Litauen, der Slowakei und Malta direkte Verhandlungen mit dem Ziel des Beitritts auch mit Bukarest und Sofia einzuleiten.

Nach damaligen Erfahrungen war so ein Gipfelabkommen praktisch gleichbedeutend mit der Zusage einer späteren Aufnahme.

Nur zum Zeitpunkt sagte der Gipfel in Helsinki noch nichts Bestimmtes. Als 2004 zehn Länder in die Union aufgenommen wurden, blieben Rumänien und Bulgarien noch zurück. Allerdings hatte die EU bereits im Oktober 2002 einen Zeitplan für die Aufnahme jener beiden Staaten beschlossen, und zudem vereinbart, die Bemühungen um die Heranführung Rumäniens und Bulgariens an EU-Standards zu beschleunigen. In den beiden Balkan-Staaten wuchs indes die Nervosität darüber, daß sie offenbar als "Gesamtpaket" behandelt wurden, was unter Umständen zur Folge gehabt hätte, daß ein Land nur deshalb länger auf seine Aufnahme warten müßte, weil das andere die Bedingungen noch nicht erfüllt.

Erschwerend kam hinzu, daß die EU-Mitgliedsländer mittlerweile vorsichtiger geworden waren. Der nach der Aufnahme Polens aufgeflammte Streit um die Verteilung von Subventionen hatte die Stimmung gegenüber Neuaufnahmen eingetrübt.

Am 25. April 2005 schließlich unterzeichneten die 25 EU-Mitglieder den lang ersehnten Beitrittsvertrag mit Rumänien und Bulgarien. Ein mögliche Verzögerung des Beitritts von 2007 auf 2008 wurde fallengelassen.
 
     
     
 
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