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Das Preußen-Jahr ist vorüber; ein Jahr, in dem landauf, landab Ausstellungen zu sehen waren, die sich mit dem Thema Preußen beschäftigten. Militär, Industrie, Landwirtschaft, Wissenschaft, Bildung und Technik in Preußen wurden in den Blickpunkt gerückt, aber auch bedeutende Persönlichkeiten, allen voran die Herrscher des Hauses Hohenzollern. Als die rheinland-pfälzische Landesvertretung in der Hauptstadt Berlin ihr neues Domizil bezog, war es die Ausstellung „Rheinromantik und Antike“, die Zeugnisse des Wirkens eines Hohenzollern vorstellte, der sich als dilettierender Architekt einen Namen gemacht hat: Friedrich Wilhelm IV.
Als ideenreicher Inititator der Potsdamer Parklandschaft wurde er bekannt, der Sohn der Königin Luise, als Denkmalschützer und Förderer römischer Ausgrabungen an Mittelrhein und Mosel wird er in dieser Ausstellung präsentiert. Eine Ausstellung, die von Berlin nach Koblenz wanderte und nun bis zum 14. April in der Villa Ludwigshöhe in Edenkoben zu sehen ist. Vom 12. Mai bis 14. Juli schließlich kann man sie im Landesmuseum Mainz besichtigen. - Wer keine Gelegenheit hat, diese Ausstellung zu besuchen, findet Aufschlußreiches in dem Katalog aus dem Verlag Schnell & Steiner, Regensburg (mit einem Beitrag von Wolfgang Brönner; Katalog bearbeitet von Jan Meißner und Dagmar Olschewski. 124 Seiten, ca. 15 E, ISBN 3-7954-1438-5).
Vorgestellt werden vor allem die Rheinburgen Stolzenfels, Rheinstein und Sooneck, aber auch Trier mit seinem reichen Erbe aus der Römerzeit. Als der damalige Kronprinz Friedrich Wilhelm den Rhein zum ersten Mal sah, war er überwältigt. „Die Begegnung mit dramatischen und geschichtsträchtigen Bauten“, so ist im Vorwort zu lesen, „prägte sich dem empfindsamen Geist des Kronprinzen tief ein. Seine Briefe nach Berlin sind beherrscht von euphorischen Äußerungen über das Gesehene - meistens gesteigert durch mindestens vier Ausrufungszeichen.“ Als er mit 33 Jahren nach Italien reiste, prägte diese Reise auch seine Sicht auf die Römerbauten. In der Ausstellung sind nun Ansichten der von Friedrich Wilhelm geförderten Bauten - Modelle, Zeichnungen, Gemälde - zu sehen, so daß der Betrachter einen Einblick erhält in ihre Entwicklungsgeschichte. Schon früh waren Touristen an den Rhein gekommen, um die einmalige Burgenlandschaft zu genießen. Auch heute noch zieht es Menschen aus aller Herren Länder dorthin. „Die Ausstellung sei deshalb auch ein nachträglicher Dank an König Friedrich Wilhelm IV. für diese preußischen Facetten in Rheinland-Pfalz“, so der Katalog.
Friedrich Wilhelm „hat von sich selbst gesagt, wäre er nicht König, so wäre er Architekt geworden“, schreibt Wolfgang Brönner, Direktor des Landesamtes für Denkmalpflege, in seinem einleitenden Essay zum Katalog. „Seine Melancholie und Geisteshaltung kennzeichnen den für ihn unlösbaren Zwiespalt zwischen Pflicht und Neigung - eine Konstellation, die gleichwohl Macht und künstlerisches Interesse von heute aus betrachtet glücklich verband und uns nicht nur Stolzenfels und den Ausbau der unvergleichlich schönen Kunstlandschaft an der Havel in Berlin und Potsdam, sondern auch die Erhaltung und Restaurierung unzähliger Baudenkmäler bescherte.“
Wenn dann in diesem Jahr auch der Grundsteinlegung für den Weiterbau des Kölner Domes vor 160 Jahren gedacht wird, dann wird man sich ganz gewiß auch an den Künstler auf dem Königsthron erinnern, war es doch Friedrich Wilhelm, der 1815 gar nicht königlich schwärmte, als er vor dem damals noch nicht vollendeten Bauwerk stand: „Ich war Halali.“ Und: „Ich war entzückt, ganz hin.“
Friedrich Wilhelm IV.: Kopie des Ganzfigurenporträts von Franz Krüger 1844 als Kniestück von Albert Friedrich Rudolf Korneck (1813-1905), Stolzenfels |
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