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Um die Position eines neutralen Betrachters zu erlangen, erzählt Helmut Grabowski seine Lebensgeschichte in seinen Erinnerungen "Glück und Grenzen der Freiheit" aus der Sicht des aus einem Dörfchen nahe Sensburg stammenden Friedrich. Friedrichs Heimatort ist zwar einfach, aber dafür von lieben Menschen und Tieren bewohnt, die stets zueinanderhalten. Der Leser hat den Eindruck, in ein ländliches Idyll geraten zu sein, wo die Sorge um ein verletztes Fohlen und eine gute Ernte das Schlimmste sind. Nur am Rande erfährt man, daß draußen in der Welt die National sozialisten an die Macht kommen und sich ein Krieg anbahnt. Sogar als dieser beginnt und Vater und Brüder eingezogen werden, spürt man keinen inneren Aufruhr. Friedrich selbst führt es auf die Lehrerbildungsanstalt nach Marschallsfelde. Hier leitet ein strenger, aber gerechter Direktor das Regiment von Schülern. Toleranz und Verstand sind hier das wichtigste. Friedrichs Erlebnisse in dem weltabgeschlossenen Internat sind prägend und lassen ihn auch danach stets für die dort gelehrten Werte eintreten.
Helmut Grabowski schildert alles sehr harmonisch, was den Kenner dieses Teiles der deutschen Geschichte ziemlich verwundern mag. Erstaunlicherweise setzt sich die Gerechtigkeit selbst bei der Ausbildung in der Luftwaffe fort. Alles ist ein Abenteuer, in dem Frauengeschichten den besonderen Reiz darstellen. Friedrich ist ein kluger, gewitzter Kopf, der sich und andere rettet. Selbst nach dem Krieg setzt sich Friedrichs Glück fort. Beruf, Ehe und Familie verlaufen wünschenswert.
Die Lebensdarstellung endet mit dem Eintritt ins Rentenalter und den detaillierten Aufzeigen der jetzigen schlechten Lage in Deutschland. Am Ende nennt der Autor noch Vorschläge, wie man sein Leben meistern kann, und alles scheint nun vollends zu einer Art Motivationstraining zu mutieren.
Helmut Grabowskis "Glück und Grenzen der Freiheit" liest sich zwar ganz gut, doch man sollte sich hüten, alles für bare Münze zu nehmen. Fritz Hegelmann
Helmut Grabowski: "Glück und Grenzen der Freiheit", Scribeo-Verlag, Kassel 2002, Taschenbuch, 353 Seiten, 18,90 Euro |
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