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Immer wieder IM Sekretär

 
     
 
Die Stasi-Unterlagenbehörde hat 1.200 Seiten neue Dokumente vorgelegt, die den früheren DDR-Kirchenjuristen, späteren brandenburgischen Ministerpräsidenten und jetzigen Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe erneut als ehemaligen "Informellen Mitarbeiter" (IM) der DDR-Staatssicherheit ausweisen. Stolpe hat darauf mit den gleichen Argumenten geantwortet, die er schon bei früheren Anschuldigungen dieser Art vorgebracht hatte: Er habe während seiner Kirchentätigkeit mit der Stasi zu tun gehabt, sei aber lediglich "abgeschöpft" worden und habe sich zu keiner Zeit von der Stasi als "IM" anwerben und als solcher von ihr bezahlen lassen.

Der Sachverhalt scheint einfach und ist dennoch unaufklärbar. Wie im Fall Stolpe, so kennt auch der Autor dieses Beitrags zahlreiche Beispiele aus seinen Akten, in denen "gute Freunde", ehemalige "Kollegen" und manch "aufgeschlossener Gesprächspartner" als willige "IM" der Stasi auftauchen, ohne daß bisher Verpflichtungserklärungen von ihnen gefunden worden sind.

Auch die sogenannten "Rosenholz-Dateien" haben da nicht viel Neues gebracht. Zu erklären ist das damit, daß der Staatssicherheitsdienst ganz offensichtlich bei jenen auf die sonst üblichen schriftlichen Verpflichtungserklärungen verzichtet hat, die sich nach einschlägigen Testgesprächen und -treffs in allem auf die konspirativen Regeln der Stasi eingelassen hatten. Sie gebrauchten die ihnen zugeteilten IM-Namen (im Falle Stolpe der immer wiederkehrende "Sekretär"), hielten sich an die geheimen Treffzeiten und -orte, verwendeten die angegebenen geheimen Telefonnummer
n und sonstigen Kürzel und lieferten, was die Stasi wollte - viele offensichtlich sogar sehr viel mehr.

Daher ist gar nicht so wichtig, ob sich eine Verpflichtungserklärung findet. Statt dessen sollten die Inhalte der Spitzelinformationen viel intensiver ausgeleuchtet und gewichtet werden. Und daran mangelt es leider. Zu oberflächlich wird inzwischen über die Spitzeltätigkeiten mit der lapidaren Floskel hinweggegangen, daß das "damals eben so gewesen" sei. Fritz Schenk
 
     
     
 
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