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Der Künstler sollte seine Wichtigkeit doch bitte nicht überschätzen", schrieb Winfred Gaul 2003, dem Jahr seines Todes. "Weder ist er ein Liebling der Götter, noch handelt er in höherem Auftrag, auf den er sich berufen könnte. Der Künstler tut seine Arbeit, und wenn es ihm ernst ist, wird er sich selbst gegenüber kritischer sein als gegenüber der Arbeit anderer." - Über die "Arbeit" des 1928 in Düsseldorf geborenen Winfred Gaul kann man sich noch bis zum 2. Oktober auf einer Ausstellung informieren, die im Dortmunder Museum am Ostwall zu sehen ist. Die Retrospektive , die Malerei aus den Jahren 1958 bis 2003 umfaßt und von einem aufwendigen Katalog begleitet wird, trägt den Titel "Winfred Gaul - In Bildern denken". Dieser Titel bezieht sich auf ein Zitat Gauls: "Nicht über Bilder denken: In Bildern denken! Wo entstehen die Bilder? Im Auge? Im Kopf? Im Bauch? Bilder entstehen in einem langen Prozeß aus Intuition, Reflexion, Vorstellung, Handlung, Handwerk und kritischer Kontrolle. Niemand weiß, wie groß der Anteil der einzelnen Faktoren am Endergebnis ist." - "In Bildern zu denken, hieß für ihn, die Möglichkeiten der Malerei im Medium der Malerei zu formulieren", erläutert Kurt Wettengl, Direktor des Museums am Ostwall, und verweist auf die ausgestellten Arbeiten, die von der informellen Malerei der 50er Jahre über Wischbilder, Verkehrszeichen, Markierungen bis hin zur Werkgruppe Recycling, in der Gaul begonnene oder einst verworfene Arbeiten neu arrangierte, und zu den späten mehrteiligen Bildern reichen.
Winfred Gaul, der seine Kindheit in Insterburg verbrachte, wo sein Vater als Lehrer tätig war und wo er als 16jähriger von der Schulbank an die Front geschickt wurde, war stets ein Suchender, ein Künstler, der neue Möglichkeiten der Malerei auslotete und selten zufrieden war mit dem dem, was er geschaffen. "Es ist meine Obsession, aus einem Bild das Maximum herauszuholen, wobei das Maximum auch das Minimum sein kann." Dennoch war er keineswegs unzufrieden mit seinem Leben. "Keine Generation vor uns hat so viele glückliche Jahre erlebt. Wir haben getan, was wir tun wollten, und konnten sogar davon leben. Wir brauchten nicht eine entfremdete Arbeit zu tun, um zu überleben ... Wir konnten uns erfreuen an Landschaften, an Zeugnissen menschlicher Kreativität: Bauten, Bildern, Skulpturen, Versen, Romanen, Musik ... Was kann man von einem Menschenleben mehr verlangen? ... Ich jedenfalls bin mit mir im Reinen und wiederhole. Ich möchte mit Niemandem tauschen."
Peter van Lohuizen
Winfred Gaul: Der Künstler bei der Arbeit, Neue Nationalgalerie Berlin: Arbeiten von Winfred Gaul in der Sammlung des Hauses |
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