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Meine Eltern, die in Misken, Kreis Johannisburg, einen kleinen Bauernhof bewirtschafteten, hatten im Frühjahr 1924 drei Schweine zu verkaufen. Eines Morgens, mein Vater wollte aufs Feld fahren, fragte meine Mutter, wenn der Viehhändler, der in Ostdeutschland auch Koppscheller genannt wurde, komme, welchen Preis sie für die Schweine verlangen könne. Mein Vater meinte: "Für einen Zentner eine Billion."
Kaum war mein Vater weg, kam der Viehhändler und fragte, ob etwas zu kaufen wäre. Mutter sagte: "Ja, ein paar Schweine." Er besah sich die Schweine : "Ja, die würde ich kaufen, was sollen sie kosten?" - "Für einen Zentner eine Billion", erwiderte meine Mutter. Doch der Preis war ihm zu hoch, er wollte natürlich etwas herunterhandeln, aber meine Mutter sagte: "Unter einer Billion werden sie nicht verkauft." Nach langem Hin und Her wurde der Preis per Handschlag besiegelt.
Als Vater mittags vom Feld kam, berichtete meine Mutter ganz stolz, sie habe die Schweine verkauft. "Welchen Preis hast du denn ausgehandelt?" fragte Vater. "Na, eine Billion, wie du gesagt hast. Der Händler hat lange versucht, etwas abzuhandeln, ich hätte es auch getan, doch ich wußte nicht, was die nächste kleinere Zahl unter einer Billion ist."
Als mein Vater ein paar Tage später die Schweine nach Drigallen zur Bahn brachte, sagte der Händler zu ihm: "Das war das erste Mal, daß ich keine Mark herunterhandeln konnte." Mein Vater dachte im stillen: Wenn du wüßtest, warum ... - Meine Eltern erzählten, das Geld mußte in der Inflation am selben Tag noch ausgegeben werden, denn am nächsten Tag hätte man für diese Summe nur noch einige Päckchen Streichhölzer bekommen.
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