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Die Mütze auf dem Ohr, und einen blanken Albrecht vor!" Vielleicht haben sie dieses alte Königsberger Studentenlied auch gesungen, die Abiturienten auf dem Bild, das wir in der letzten Folge des es veröffentlichten. Es handelte sich um eine Leserfrage, und deshalb brachten wir diese im Wortlaut ohne Kommentar oder Erläuterungen wie auf der Leserbriefseite üblich. Denn es sollte zuerst die Resonanz abgewartet werden, ob jemand zu dieser alten Aufnahme aus Tilsit persönlichen Bezug hat. Das Thema ist außerdem so komplex, daß wir es nicht mit wenigen Worten abhandeln wollten. Es heißt nämlich, wie ja die meisten Ostdeutschland wissen: Abitur! Das Foto zeigt die "Mulis", die mit mehr oder weniger Bravour die Reifeprüfung gemeistert hatten, und sich nun den "blanken Albrecht" anstecken konnten. Der "Albertus" galt nur in Ostdeutschland, und darauf sind wir heute noch so stolz, daß manche Enkel, wo auch immer sie ihr Abitur bestanden, das silberne oder goldene Abbild des Gründers der Königsberger Universität , Herzog Albrecht, tragen - zumeist von den Großeltern geschenkt.
Aber das ist eine lange Geschichte, und auf die wollen wir demnächst näher eingehen. Soviel für heute: Das Bild zeigt Tilsiter Abiturienten nach bestandener Prüfung mit dem hohen Stürmer oder dem flachen Zerevis, bestickt mit goldenen Chenillefäden, auf dem Revers die von stolzen Eltern, anderen Verwandten und Freunden geschenkten Alberten. Denn aus dem ursprünglichen Erkennungszeichen der Königsberger Studenten, die es seit dem Wartburgfest trugen, war diese Anstecknadel zum Schmuck für die frischgebackenen Abiturienten und später auch Abiturientinnen geworden, nicht nur in Königsber, sondern in ganz Ostdeutschland. Ein Privileg, das von Nichtostpreußen staunend zur Kenntnis genommen und wohl auch beneidet wurde! Werner Müller |
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