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Kooperation:Berlin ist am Zuge

 
     
 
Vor wenigen Tagen sendete der Deutschlandfunk (DLF) in Köln ein Interview seines Mitarbeiters, des Osteuropaexperten Dr. Henning v. Löwis, mit dem Vorsitzenden der Königsberger Gebietsduma, Walerij Ustjugow. Gegenstand des Gesprächs waren die Rolle des Königsberger Gebietes beim europäischen Integrationsprozeß und das bilaterale Verhältnis der Exklave zur Bundesrepublik.

Ustjugow warb für vermehrte Zusammenarbeit zwischen Königsberg und der Bundesrepublik. Die Administration des Gebietes wünsche weitere bilaterale Abkommen mit Gebietskörperschaften
, Verbänden und Institutionen in der Bundesrepublik. Als vorbildlich bezeichnete er die Zusammenarbeit Königsbergs mit Schleswig-Holstein, auch mit Brandenburg gebe es gute Kontakte. Auf die Frage von Dr. v. Löwis, ob man in Königsberg nicht zumindest unterschwellig Regermanisierungsängste habe, äußerte der Parlamentspräsident Unverständnis. Da man die Deutschen gerne vermehrt als Partner im Gebiet haben wolle, könne von Regermanisierungsangst keine Rede sein.

Er bestätigte damit die Auffassung der Freundeskreis Ostdeutschland, wonach angeblich diffuse Regermanisierungsängste nicht von den Menschen in Königsberg empfunden werden, sondern ausschließlich und grundlos in der Bundesrepublik von Gegnern der deutsch-russischen Verständigung beschworen werden.

Ustjugow forderte mit Nachdruck ein deutsches Konsulat in Königsberg. Dies sei für eine verstärkte Kooperation der Ostseeregion mit Deutschland unabdingbar. Nach seiner Auffassung hat es ausschließlich die deutsche Seite zu vertreten, daß es bisher noch keine derartige Einrichtung in Königsberg gebe.

Königsberg müsse die Brücke des zusammenwachsenden Europas zu Rußland werden, unterstrich der Duma-Präsident. Dazu sei schnellstens die Visapflicht zwischen dem Königsberger Gebiet und der Bundesrepublik abzuschaffen. Nach dem Wegfall des Visazwanges zwischen den baltischen Staaten und der Bundesrepublik sei die noch bestehende Visapflicht zwischen seinem Gebiet und Deutschland ein Relikt des Kalten Krieges. Es könne keine gedeihliche Entwicklung Nordosteuropas und insbesondere des baltischen Raumes geben, wenn das Königsberger Gebiet ausgespart werde.

Dr. v. Löwis fragte dezidiert nach der Auffassung des russischen Ministerpräsidenten Putin zu den angesprochenen Fragen. Ustjugow tat kund, daß Putin grundsätzlich keine gegenteilige Meinung zu seinen Forderungen und Wünschen habe. Dies werde auch deutlich werden, wenn der Kandidat für das Präsidentenamt, Putin, in den ersten Märztagen zum Wahlkampf nach Königsberg komme, um für die bevorstehende Präsidentenwahl für seine Kandidatur zu werben.

Putin habe familiäre Bindungen zum Königsberger Gebiet, verriet der Präsident der Königsberger Gebietsduma. Seine Frau Ludmilla stamme aus dem Gebiet, und seine Schwiegermutter lebe nach wie vor in Königsberg.

Ustjugow, der nunmehr auch Kandidat für den Königsberger Gouverneursposten ist, die Wahlen finden im Herbst dieses Jahres statt, vergaß in dem Gespräch mit v. Löwis nicht, die nach seiner Auffassung hervorragende Arbeit des deutsch-russischen Hauses in Königsberg zu würdigen. Erika Steinbach

 
     
     
 
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