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Bis vor wenigen Tagen dürfte Schacht-Audorf wohl den wenigsten Menschen in Deutschland ein Begriff gewesen sein, doch eine junge Referendarin der dortigen Realschule hat den Ort bei Rendsburg über die schleswig-holsteinischen Grenzen hinaus bekannt gemacht. Und nicht nur das. Aufgrund des Beharrens der 23jährigen Gilek Yilmaz auf das Tragen ihres Kopftuches kündigte die Kieler Bildungsministerin Ute Erdsiek-Rave (SPD) an, ein Gesetz zu erlassen, was nun auch im nördlichsten Bundesland das Tragen religiöser Symbole an Schulen untersagt. Bisher hatte man hier auf die Einsicht der Lehrkräfte gehofft.
Während Lehrer, Schüler und Eltern in Schacht-Audorf gelassen auf die Entscheidung der jungen Frau, ihr Kopftuch auch im Französisch- und Matheunterricht zu tragen, reagieren, sind die bundesdeutschen Medien in heller Aufregung.
Hier findet erneut eine Diskussion darüber statt, inwieweit religiöse Symbole an Schulen erlaubt sein sollen. Und während sich die türkische Gemeinde in Schleswig-Holstein vehement dagegen ausspricht, ist sich die Nordelbische Kirche uneins. Die Synode, die sich sehr mit dem Thema "christlich-islamischer Dialog" befaßt, ist der Auffassung, daß ein freiwillig getragenes Kopftuch auch ein Stück Identität sei. "Es steht der Kirche gut an, mit dem Gedanken der Toleranz voranzugehen", meint der Schleswiger Bischof Hans-Christian Knuth. Allerdings, so wendet er ein, dürften die Kinder dabei nicht indoktriniert werden.
Damit jedoch niemand in Schleswig-Holstein bezüglich seines Glaubens benachteiligt wird, fühlt sich das dortige Bildungsministerium verpflichtet, ab dem nächsten Schuljahr deutschsprachigen Islamunterricht von staatlich geprüften Lehrern anzubieten. |
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