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Sie trägt Jeans und trinkt Cola wie die Mädchen in Deutschland auch, doch ihr Leben ist in so vielen anderen Dingen nicht mit dem eines Teenagers aus dem Westen vergleichbar. Jefra ist 17 Jahre alt, lebt im palästinensischen Teil von Jerusalem und ist umgeben vom Haß gegen die "jüdischen Besatzer".
Auch sie selber haßt die israelischen Soldaten, die sie von oben herab behandeln und sie ohne Rücksicht auf ihre Würde durchsuchen, wenn sie die engen Grenzen ihres Wohngebietes für einen Besuch bei ihrer Tante überschreiten muß. Jefras Vater saß lange aufgrund seiner Tätigkeit im palästinensische n Widerstand in israelischer Haft. Da die zweite Intifada die Wirtschaft in Ost-Jerusalem lahmgelegt hat, verliert ihr Vater nun seinen Job als Hotelmanager und gibt hieran abermals den Juden die Schuld.
Wenn die Nachricht über einen geglückten Selbstmordversuch die Runde macht und die Zahl der jüdischen Opfer besonders hoch ist, wird schon mal im großen Familienkreis gefeiert. Die 13jährigen Zwillingsbrüder Achmed und Tayseer geben dann ihr Schauspiel "Selbstmordattentat" zur Begeisterung aller zum Besten.
Jefra lebt in einer kranken Welt und sie ahnt es. Durch eine Bekannte ihrer Tante bekommt sie Kontakt zu Ruth, einer Jüdin. Über E-Mail schreiben sich die beiden Mädchen und stellen fest, daß sie neben allen Unterschieden auch manche Gemeinsamkeit entdecken können. Jefra erkennt, daß die Juden auch Menschen sind, und bekundet so manches Mal in der Schule und der Familie Verständnis für die Feinde. Ein Verhalten, das sie bald zur Außenseiterin macht.
Auch ihrem Wunsch, in ein Feriencamp mit Juden und Palästinensern in den USA zu reisen, stößt auf absolutes Unverständnis. Doch Jefra setzt sich durch, fährt und kommt völlig verändert wieder.
In "Jefra heißt Palästina - Ein Mädchen in Jerusalem" erzählt Margret Greiner, die als Deutschlehrerin am palästinensischen "Schmidt s Girls College" gearbeitet hat, die Geschichte ihrer Schülerin Lama Tarayra, deren Engagement für die Verständigung 2004 mit dem Stuttgarter Friedenspreis ausgezeichnet wurde. Behutsam führt sie den deutschen Leser in eine ihm völlig fremde, von Haß geprägte Welt und versucht das Verhalten auf beiden Seiten zu erklären. Äußerst eindrucksvoll! Fritz Hegelmann
Margret Greiner: "Jefra heißt Palästina - Ein Mädchen in Jerusalem", Piper, München 2005, broschiert, 235 Seiten, 13 Euro |
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