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Kupfer und Poesie parodieren sich wechselweise

 
     
 
Im Jahre 1805 noch meinte Goethe: "Den Faust, dächt ich, geben wir ohne Holzschnitte und Bildwerke. Es ist schwer, daß etwas geleistet werde, was dem Sinne und dem Tone nach zu einem Gedicht paßt. Kupfer und Poesie parodieren sich gewöhnlich wechselweise." Trotz Goethes Skepsis - die Illustrationen seines "Faust" haben sich zu einem faszinierenden Kapitel in der Geschichte der Druckgraphik entwickelt. In den zahlreichen Einzelbildern und Zyklen der letzten 200 Jahre lassen sich Nähe und Diskrepanz zu Goethes Dichtung zeigen, Vereinnahmungen und ideologische Korrekturen, aber auch eigenwillige Paraphrasen und produktive Dialoge. Das Museum der bildenden Künste in Leipzig zeigt jetzt in einer Ausstellung so berühmte Blätter wie die von Peter Cornelius, der mit seinen "altdeutschen" Illustrationen sehr stark die Faust-Vorstellungen des 19. Jahrhunderts

prägte. Die Zeichnungen des französischen Künstlers Emmanuel Adolphe Midy nach den Gemälden des Niederländers Ary Scheffer machen dagegen mit einem populären Faust-Bild im europäischen Ausland bekannt. Besonders viele Faust-Darstellungen entstanden in den 1920er Jahren, von denen in der Ausstellung nur die bekanntesten präsentiert werden können, wie von Bruno Seener, Ernst Barlach, Max Slevogt oder auch von dem Leipziger Fritz Zalisz, dessen Lithographien charakteristisch für die Faust-Rezeption der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg
sind.

Das "Faustische", die Überhöhung der Gestalt des forschenden Grüblers, offenbart ein Bedürfnis nach Dramatisierung in der Kunst des Expressionismus. Besonders beliebt war auch das wilde Hexen- und Teufelstreiben der Walpurgisnacht: Ernst Barlach und Fritz Cremer etwa schufen jeweils eigene Bildzyklen dazu. Fasziniert waren die Künstler von den zum Teil grotesken Seiten der einschlägigen Szenen, nicht zuletzt von der erotischen Phantasie Goethes. Einige Künstler der Gegenwart lösten sich vom Text Goethes wie etwa Heinz Zander, der Faust zu den Sternen fliegen läßt oder Mephisto mit dem Prometheus-Stoff verbindet. Armin Müller-Stahl dagegen versuchte in seinen Lithographien zum "Ur-faust", den poetischen Kern freizulegen und mit der eigenen Lebenserfahrung zu verknüpfen.

Der jüngste Beitrag der Ausstellung ist eine mehrteilige Video- / Audio-Arbeit von Marion Porten, die sich noch in einem Prozeßstadium befindet. Marion Porten thematisiert in ihrer Arbeit "... so lang sie strebt" das Bild des männlichen / weiblichen Wissenschaftlers vor dem Hintergrund von Goethes Text. Sprecherin ist die 78jährige Christa Gottschalk (Schauspiel Leipzig / Deutsches Theater Berlin), die über zehn Jahre das Gretchen auf der Bühne verkörperte.

"Faust und Mephisto - Goethes Dichtung in der bildenden Kunst" setzt eine im vergangenen Jahr begonnene Ausstellungsreihe fort. Parallel zur Leipziger Buchmesse, die vom 16. bis 19. März stattfindet, soll auch diesmal das Verhältnis zwischen Literatur und bildender Kunst an einem interessanten Beispiel untersucht werden - am Ort Leipzig, an dem Goethes Faust-Phantasien ge-weckt wurden. Die rund 50 Werke der Ausstellung, darunter solche von so unterschiedlichen Künstlern wie Bernhard Heisig, Max Klinger, Georg Kolbe, Max Schwimmer, Ludwig Schnorr von Carolsfeld oder Wilhelm von Kaulbach, stammen - mit Ausnahme der Arbeit von Marion Porten - aus der Graphischen Sammlung des Museums der bildenden Künste. pm

Die Ausstellung ist Dienstag und Donnerstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr, Mittwoch von 12 bis 20 Uhr geöffnet, Eintritt: 5 / 3,50 Euro, bis 2. April.

Einige Künstler lösten sich ganz vom Text Goethes
 
     
     
 
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