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Zusammen mit den rund ein halbes Jahrzehnt nach der vor 136 Jahren, am 18. Januar 1871, im Spiegelsaal von Versailles erfolgten Proklamation des Deutschen Kaisers, nämlich in den Jahren 1875 und 1877, angefertigten Modellen der neuen deutschen Kaiser- und Kaiserinkrone Wilhelms I. und Augustas aus verschiedenen unedlen Materialien befanden sich auch die goldenen Karkassen der Königskronen des Kaiserpaares von ihrer Krönung am 18. Oktober 1861 in der Königsberger Schloß kirche bis in den Zweiten Weltkrieg hinein im Hohenzollern-Museum im Schloß Monbijou in Berlin.
Durch die kriegsbedingte Verlagerung von Kunstinventar aus den preußischen Schlössern erfolgte bereits ab September 1940 eine Auslagerung von Objekten des Hohenzollern-Museums, die als "einzigartig, unersetzlich" charakterisiert wurden, das heißt historisch, kunsthistorisch und materiell bedeutsam waren, an unterschiedliche Orte in Berlin und ins brandenburgische Umland. Dazu gehörten die Kroninsignien, die man zunächst im Keller des Berliner Schlosses sicherstellte.
1943 wurden die Kroninsignien von 1701 vom Berliner Schloß nach Königsberg ausgelagert. Dort hat sie ein zuverlässiger Augenzeuge, der spätere Gymnasiallehrer Horst Dühring, als Schüler mit seinem Vater im Königsberger Schloß gesehen. Auch eine vor wenigen Jahren vom Bildarchiv Foto Marburg aus dem Nachlaß der Dokumentarfotografin Helga Schmidt-Glassner erworbene Aufnahme um 1943 bezeugt dort die Ausstellung der Insignien auf einem Konsoltisch im Fliesensaal des Ostflügels.
Hingegen wurden die Kronkarkassen von 1861 in den Tresor des Palais Kaiser Wilhelms I. in der Straße Unter den Linden in Berlin überführt. Dies belegen Listen der aus dem Hohenzollern-Museum ausgelagerten Objekte der Goldschmiedekunst im Geheimen Staatsarchiv Berlin von 1943, die in Kempers Werk abgebildet sind. Auf diesen heißt es: "Die nachfolgenden Gegenstände aus dem Hohenzollern-Museum im Schloß Monbijou (Eigentümer das vormals regierende Preussische Königshaus beziehungsweise der Preussische Staat) sind, um sie zu sichern, für die weitere Dauer des Krieges im Tresor des Palais Kaiser Wilhelms I. (Generalverwaltung des vormals regierenden Preussischen Königshauses) untergebracht worden." In der zweiten Liste vom 3. Februar 1943, die Hildebrand und ein Vertreter der Generalverwaltung unterzeichnet haben, sind mit den Inventarnummern 6465 und 6466 auch die "Karkasse zur preussischen Königskrone von 1861" beziehungsweise die "Karkasse zur preussischen Königinkrone von 1861" aufgeführt.
Während die Kronkarkassen des ersten preußischen Königspaares Friedrich I. und Sophie Charlottes nach einem wechselvollen Schicksal seit dem 18. Januar 1995 im Kronkabinett des Schlosses Charlottenburg in Berlin ausgestellt sind, war der letzte Auslagerungsort der Kronen Wilhelms I. und Augustas das an die ehemalige Königliche Bibliothek am Opernplatz angrenzende Kaiser-Wilhelm-Palais. In dem 1834 bis 1837 von Carl Ferdinand Langhans d.J., dem Sohn des Erbauers des Brandenburger Tores, als Stadtpalais des Kronprinzen errichteten klassizistischen Bau wohnte der Träger der Krone als Kronprinz, König und erster deutscher Kaiser bis zu seinem Tod 1888. Nach dem Tod der Kaiserin Augusta 1890 wurde das Palais unter Kaiser Wilhelm II. zu einer "Erinnerungsstätte" und als Museum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Bei der Vermögensauseinandersetzung mit der Weimarer Republik 1926 gelangte das Palais Kaiser Wilhelm I. in das Eigentum des Ex-Monarchen und wurde von 1927 bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wieder als Museum genutzt. Nach den Luftangriffen auf Berlin am 22. und
23. November 1943 wurde das Gebäude bis auf einige Kellerräume vollständig zerstört. Die im Tresor gesicherten Kronkarkassen von 1861 sind wie die übrigen umfangreichen Bestände bis auf eine Reihe von Objekten, die sich auf der Burg Hohenzollern, in der "Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg", im Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen zu Berlin und - nach ihrem Wiederauftauchen im deutschen und internationalen Kunsthandel - an unbekanntem Orte befinden, bis heute verschollen.
Der größte Teil dieser Edelmetallschätze aus dem Hohenzollern-Museum muß 1945 von einer der Trophäenkommissionen sichergestellt und als Kriegsbeute in die Sowjetunion abtransportiert worden sein. Nur weniges kam 1958 bei der Rückführungsaktion eines Teils des Beutegutes unter Chruschtschow in die DDR zurück.
Die Kriegsruine des nach 1945 enteigneten nunmehrigen "Alten Palais" wurde 1962 bis 1964 wiederaufgebaut und der Humboldt-Universität als Institutsgebäude übergeben. Heute wird es von der Juristischen Fakultät genutzt. Nach der im letzten Jahr abgeschlossenen Restaurierung der Fassade wird 2007 auch die beim Wiederaufbau abgerissene Veranda an der Schmalseite des Palais mit der auf vier Hermen ruhenden Pergola, auf die Kaiser Wilhelm I. von seiner Wohnung im Erdgeschoß g |
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