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Am 18. Januar vor 297 Jahren setzte sich der damalige Kurfürst von Brandenburg, Friedrich III., in Königsberg (Pr) die Königskrone aufs Haupt. Dies, nachdem der kaiserliche Hof in Wien seine Zustimmung gegeben hatte. Er nannte sich fortan Friedrich I. König in Preußen. Er durfte sich nur als "König in Preußen" bezeichnen; denn das Herzogtum Preußen , das ehemalige Ordensland, gehörte nicht zum Reich.
Er wurde in der preußischen Geschichte immer als ein schwacher, eitler Herrscher beurteilt. Sein Streben nach der Königswürde wurde lange Zeit als Ausdruck seiner Eitelkeit gewertet. Diese Beurteilung ist falsch. Am Ende des 17. Jahrhunderts hatten die Habsburger, als Kaiser des "Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation", durch ihre Hausmachtpolitik die Interessen des Reiches so vernachlässigt und der 30jährige Krieg mit seinem Friedensschluß von Münster und Osnabrück 1648 hatte mit dazu beigetragen , daß sich im Norden des Reiches ein starkes Kurfürstentum entwickeln konnte. Der Kurfürst von Brandenburg, eben jener Friedrich III. war es, der erkannte, daß gegen die imperialistische Politik des französischen Königs Ludwig XIV. eine starke protestantische Macht aufgebaut werden mußte, um den klerikal verbrämten Territorialansprüchen dieses französischen Königs entgegentreten zu können. Das wird deutlich, wenn man sich mit den Dokumenten über die Krönungsverhandlungen zwischen Berlin und Wien in den Jahren 1699 und 1700 näher befaßt.
Dieser Kurfürst, der schließlich der erste preußische König wurde, war es, der den Gedanken einer von Rom unabhängigen Reichskirche, ähnlich der anglikanischen in England, erwog. Er war es, der die Berliner Akademie der Wissenschaften gründete und damit vorausschauend die Bedeutung der wissenschaftlichen Arbeit für die Zukunft seines Staates erkannte. Wissenschaftler wie Leibniz, Thomasius, Seckendorff, Spener und August Hermann Francke kamen damals nach Preußen und lehrten an der 1694 von Friedrich gegründeten Universität Halle. An dieser Universität wurde der Grundstein für das Dienst- und Staatsethos Preußens gelegt, auf das sein Sohn Friedrich-Wilhelm I. ab 1713 aufbauen konnte.
In Halle wurde erstmals die Erkenntnis verbreitet, daß Gemeinnutz vor Eigennutz zu stehen habe.
In seiner Regierungszeit (1688 bis 1713) verlagerte sich die geistige Führung des protestantischen Deutschland von Kursachsen nach Brandenburg-Preußen. Seine Toleranz gegenüber den Konfessionen ließ Menschen, die in anderen Ländern wegen ihrer religiösen Überzeugungen verfolgt wurden, nach Brandenburg-Preußen flüchten. Nicht zum Schaden des Landes, denn die damaligen Flüchtlinge kamen ihrer Überzeugung wegen und nicht, weil Preußen sie alimentierte.
Das Streben nach der Königswürde muß außerdem aus der damaligen Zeit beurteilt werden. Das 17. und 18. Jahrhundert war eben auf Äußerlichkeiten, Titel, Zeremoniell und anderen Tand fixiert. Dabei darf aber nicht übersehen werden, daß dieser Hohenzoller die Möglichkeiten eines starken Preußen erahnte. Das wurde mit dem Umbau des Berliner Schlosses offensichtlich. Aus dem bisherigen Schloß auf der Spreeinsel entstand durch Schlüter ein wirkliches Königsschloß.
Übrigens hat der Vatikan den jeweiligen Herrscher in Preußen bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts in den protokollarischen Aufzeichnungen immer nur als "Marquis de Brandenbourg" bezeichnet. Rom hatte erkannt, was mit der Königswürde für die Hohenzollern in Norddeutschland entstehen würde. Ohne den 18. Januar 1701 wäre der 18. Januar 1871, der Reichsgründungstag, nicht möglich gewesen. Helmut Kamphausen |
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