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Das zentralasiatische Reich der Kuschan trägt seinen Namen nach der Kuschan-Dynastie, die vom 2. Jh. v. Chr. bis zum Zerfall im 4. Jh. n. Chr. sich in Teilen des Iran, Afghanistans, Turkestans, Baktriens und Indiens ausbreitete. Die Zeit der größten Ausdehnung des Reiches fällt ins 2. Jh. n. Chr. unter Kanischka I. Fast ganz Nordindien gehörte damals zum Machtbereich der Kuschan, die Hauptstadt war Puruschapura, das heutige Peschawar. Letztlich erstreckte sich die Herrschaft der Dynastie vom Tarimbecken bis nach Bengalen. Nach persischem Vorbild teilten die Kuschan ihr Riesenreich in Satrapien ein und ernannten als Satrapen fast ausschließlich Baktrier. Die Geschichte dieses Reiches kann am besten durch Inschriften und Münzprägungen erschlossen werden, da eine größere chronistische Darstellung fehlt. Man glaubt jedoch, die Kuschan mit den zentralasiatischen Yuezhi identifizieren zu können, die in chinesischen Quellen erwähnt sind. Die Chinesen kämpften mehrfach gegen diese expansive Dynastie und trugen ungewollt dazu bei, dass sich die Sasaniden im Jahre 305 n. Chr. die westlichen Teile des Kuschan-Reiches einverleiben konnten. Nun erstarkten auch einheimische indische Dynastien und leiteten das Ende des Großreiches ein. Im mittleren Nordwest-Indien konnten sich die sog. Kleinen Kuschan mit sehr geschrumpften Territorien sogar noch bis ins 5. Jahrhundert n. Chr. halten, dann jedoch verschwanden die Kuschan endgültig aus der Geschichte. In seiner Glanzzeit konnte das Kuschan-Reich durchaus mit dem Imperium Romanum, der Han-Dynastie von China oder mindestens mit dem Parther-Reich verglichen werden. Kulturell hat es zwar kein eigenes prägendes Erbe hinterlassen, aber es bot den vielen künstlerischen, religiösen und sprachlichen Strömungen einen schützenden Raum zur gegenseitigen Befruchtung. |
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