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Spontan, kühl, selbstbewußt, unbeirrt und leidenschaftlich zeigte sich Marschall Gebhard Leberecht von Blücher (1742 bis 1819) in seinen Kriegsaktionen gegen die Armee Napoleons. Mit Schulweisheit hatten all diese Eigenschaften wenig zu tun. Und in der Tat war der junge Blücher aus der Schule weggelaufen und hatte sich dann zeitlebens nicht mehr mit Schulwissen befaßt. Er war eine einfache, ehrliche Gestalt aus einem Gusse. So zählte er zum Beispiel bei der Brautwerbung freiwillig seine Schulden auf. Blücher wuchs an Niederlagen und legte eine beinahe unglaubliche Beharrlichkeit an den Tag. Eine Eroberung müsse gelingen, "wenn auch neunundneunzig mal gestürmt werden müsse". Selbst mit weißen Haaren blieb er ein Junger und fühlte sich zur Jugend hingezogen.
Er liebte das Einfache und Kräftige. Statt der höheren Geistesgenüsse huldigte er dem Spiel. Statt französischer Küche aß er mit Vorliebe Erbsen und Speck und Klöße mit Pflaumen. Nur der französische Champagner hatte es ihm angetan. Daß ein solcher Mann mit Büchern nichts im Sinn hatte, ist verständlich. Jede Theorie lag ihm fern. Nach der Schlacht an der Katzbach sprach er den Satz aus: "Nun die Sache gemacht ist, müssen wir eine Theorie bauen, damit die Federfuchser und Schriftgelehrten verstehen können, wie es gemacht wurde." Ein andermal schrieb er nach der Schlacht bei Belle-Alliance in einem Armeebefehl: "Der erste Schreck kann bei den Franzosen viel bewirken. Jetzt muß man kühn sein und sich nicht an Theorie und Bücher halten." Sein Abschiedsgesuch an den König begründete er mit den Worten: " ... ich bin alt, und mein Leben ist bald zurückgelegt. Auch finde ich, daß ich mich überlebt habe und nicht mehr hier passe. Auch die Wirtschaft des Staatskanzlers gefällt mir nicht mehr, denn er ist schon zu alt und geistesschwach zu seiner wichtigen Stellung ... er sollte, wie ich, das Buch zumachen und nur höchstens seinem Nachfolger ein guter Ratgeber sein."
Marschall "Vorwärts" Blücher: Die Strategie zu seinen Siegen lernte er nicht aus Büchern |
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