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Unna/Münster - Der langjährige katholische Lagerpfarrer des nordrhein-westfälischen Erstaufnahmelagers für Aussiedler in Unna-Massen, Manfred Erdmann, ist tot. Er starb Anfang Februar an den Folgen eines Krebsleidens. Der 66jährige hatte seit Mai 1968 Tausende von Aussiedlern vorwiegend aus Polen und später aus Rußland auf ihren ersten Schritten in der neuen Heimat seelsorgerisch betreut. Vielen half er auch bei Behördengängen. Mehrere Jahre gehörte er auch dem Vertriebenenbeirat der nordrhein-westfälischen Landesregierung an. Seit Oktober 1994 war er Dekan des Konsistoriums beim Apostolischen Visitator Ermland mit Sitz in Münster. Das Konsistorium ist das Nachfolgegremium des deutschen Domkapitels der Diözese Ermland (Ostdeutschland).
„Mit Dekan Manfred Erdmann haben wir einen herausragenden Priester und engagierten Ermländer verloren“, würdigte ihn der Visitator Ermland, Dr. Lothar Schlegel (Münster). Sein Tod werde in der Seelsorge an den heimatvertriebenen Ermländern und ihren Nachkommen ein großes Loch reißen. Neben seinem Dienst als Lagerpfarrer in der Filialkirche St. Hedwig in Unna-Massen hatte Erdmann deutschlandweit Gottesdienste mit seinen Landsleuten gefeiert.
Monsignore Manfred Erdmann wurde am 15. Oktober 1935 in Schönbrück (Diözese Ermland/Ostdeutschland) geboren. Sein Vater fiel während des Zweiten Weltkriegs in Rußland. Seine Mutter mußte mit ihren drei Kindern 1945 die Heimat verlassen. Nach einem kurzen Aufenthalt in Schleswig-Holstein kam die Familie Erdmann nach Heiden und lebte dort in bescheidenen Verhältnissen.
Königstein im Taunus, das Kolleg für die Heranbildung von Priestern für die ostdeutschen Diözesen, war erste Station des Priesteramtskandidaten. Zwischendurch besuchte er das Abendgymnasium in Neuss/Rhein, um dann in Königsstein sein Theologie-Studium fortsetzen zu können. Danach ging er nach Paderborn, wo er von Erzbischof Dr. Lorenz Kardinal Jaeger im Dezember 1963 zum Priester geweiht wurde. Von Januar 1964 bis Mai 1968 war er Vikar in Lünen-Brambauer.
Erdmann schrieb 1975 in einem Brief an den damaligen Apostolischen Visitator Ermland, Prälat Johannes Schwalke, über sein bisheriges Leben: „Ich mußte feststellen, daß es Zeiten des Rasens, des Kraxelns und des Ausruhens gab. Manches Mal paßte das Wort ‚Kriechen‘ oder ‚Robben‘. Somit kann man schlecht von einem einheitlichen Lebenslauf sprechen.” Norbert Block
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