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Unlängst beschäftigte sich ein bekannter Theologe mit der Zuschrift einer besorgten Mutter, der die burschikose Frage ihres halbwüchsigen Sohnes - "Pfingsten, was ist das eigentlich?" - offensichtlich sehr zu schaffen machte. Für sie war das Leben bestimmt von der Ordnung des Jahreslaufes, wie er durch die kirchlichen Feste seit eh und je markiert war. Und nun plötzlich
diese Ratlosigkeit bei der Frage des Sohnes, der auch bei anderen Gelegenheiten so merkwürdig hart nachbohrte, sich nicht mit Ausflüchten oder leicht dahingeworfenen Antworten zufriedengeben wollte.
Es hatte sich herausgestellt, daß der Heranwachsende die gleiche provozierende Frage auch seinen Lehrern in der Schule, seinen Verwandten im weiteren Umkreis ihres Hauses und selbst einem Geistlichen gestellt hatte. Entweder hatte man ihn nicht ernst genommen, nur halb hingehört oder ihn mit einem Wortschwall besserwisserisch abzuspeisen versucht. Wirklich befriedigende Antwort, die seine Zweifel zu beseitigen vermocht hätte, war ihm nicht zuteil geworden. Schlimmer noch: Spott! Vor allem einer seiner Lehrer hatte ihn einfach ausgelacht: "Pfingsten? Für mich völlig ohne Belang. Mir sagt dieses Fest überhaupt nichts. Du bist wohl noch von gestern!" Das hatte ihn geschmerzt und empört.
Der Theologe zeigte sich gerade von dieser Reaktion deutlich beeindruckt. Er antwortete der Mutter unter anderem: "Freuen Sie sich über Ihren Sohn, daß er fragt. Ja, auch darüber, daß er zweifelt. Niemand kommt heute zur echten Glaubensüberzeugung, es sei denn durch die Überwindung des Zweifels. Ihr Sohn befindet sich auf einem guten Weg dahin. Er fragt unerbittlich alle diejenigen, von denen er glaubt, Antworten erwarten zu dürfen. Es schmerzt und empört ihn, daß sich Erwachsene ohne eigenes Nachdenken durch ein paar Floskeln davonstehlen wollen."
An anderer Stelle seiner Antwort an die Mutter schrieb der Theologe: "Sie wissen so gut wie ich, daß Pfingsten das dritte der großen Kirchenfeste nach Ostern und Weihnachten ist. Der Name stammt aus dem Griechischen und bedeutet der fünfzigste Tag. Wir feiern Pfingsten ja auch sieben Wochen und einen Tag nach Ostern. Theologisch bedeutet dieses Fest die Feier der Einsetzung des Heiligen Geistes durch Gott.
Der Herr hat durch den Heiligen Geist eine ständige Verbindung zwischen sich, seinem Sohn und uns Menschen geschaffen. In biblischen Aussagen wird er oft mit einem Wind oder Sturm verglichen. Er bleibt unsichtbar, aber wir spüren ihn doch. Er wird in uns wirken, erhellt und erleuchtet uns. Alles Wesentliche in der Kirche geschieht durch ihn. So ist der Heilige Geist die lebenschaffende Kraft Gottes. Er sorgt dafür, daß das Wort des Herrn nicht als totes Dogma betrachtet wird und verdirbt, sondern in uns lebendig wird."
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